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US-Angriffe im Raum Basra

■ Der irakische Informationsminister spricht von zwei getroffenen Wohngebieten. Bagdad ärgert sich über die Beschlüsse der Arabischen Liga und attackiert die Regierung in Washington

Washington/Bagdad (rtr/dpa) – Amerikanische Kampfflugzeuge haben gestern im Raum Basra Stellungen der irakischen Luftverteidigung angegriffen. Vorangegangen sei eine irakische Provokation in der Sperrzone im Süden des Landes, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington. Der irakische Informationsminister Humam Abdul-Chalek Abdul-Ghofar erklärte, es seien zwei Wohngebiete Basras getroffen und mehrere Menschen getötet worden. Eine Zahl der Opfer wurde nicht genannt. Am Sonntag hatten US-Kampfflugzeuge in der Sperrzone im Norden erneut eine Flugabwehrbatterie angegriffen.

Die Regierung in London erklärte, britische Kampfflugzeuge seien nicht beteiligt gewesen. Die USA und Großbritannien überwachen die beiden Zonen im Norden und Süden gemeinsam. Sie wurden nach den Aufständen gegen den irakischen Präsidenten Saddam Hussein 1991 ohne ausdrücklichen Auftrag der UNO eingerichtet und sind für die irakische Luftwaffe gesperrt. Im Norden darf der Irak zudem keine Bodentruppen stationieren, und im Süden ist die Stationierung schwerer Waffen verboten.

Der neuen Konfrontation vorangegangen war am Wochenende ein politischer Konflikt des Irak mit den anderen arabischen Staaten. Der Irak verließ eine Konferenz der Arabischen Liga in Kairo, weil die anderen Teilnehmer verlangten, er müsse die Abrüstungsauflagen der UNO erfüllen und aufhören, seine Nachbarn Kuwait und Saudi-Arabien zu bedrohen. Daß die Liga nur die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen verlangte, genügte dem Irak nicht.

Nach dem Eklat wiesen sich der Irak und andere arabischen Länder gegenseitig die Schuld zu. Die irakischen Tageszeitungen machten gestern die USA sowie Saudi- Arabien und Kuwait für die „Verschwörung“ verantwortlich. Die Armeezeitung El Qadissija schrieb, eine von den USA beeinflußte Minderheit habe eine „beschämende“ Erklärung verabschiedet. In der Regierungszeitung El Dschumhurija heißt es, die Iraker und die Araber insgesamt sollten „gegen einen solchen Betrug revoltieren“. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Esmat Abdel Meguid, bedauerte den Auszug der irakischen Delegation und bezeichnete die Entscheidungen als „100 Prozent im Interesse des Irak“.

Die UNO verhängte die Sanktionen nach dem Überfall des Irak auf Kuwait 1990. Sie will sie erst aufheben, wenn alle Massenvernichtungswaffen und die dazugehörenden Produktionsstätten beseitigt sind, wie dem Irak nach der Niederlage im Golfkrieg 1991 auferlegt wurde.

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