■ Soundcheck: Nigel Kennedy
Heute abend: Nigel Kennedy. Dem klassischen Konzertbesucher mit Hendrix-Coverversionen die Haare zu Berge stehen lassen. Den Geigenkasten der sündhaft teuren Guarneri mit dem Sticker des liebsten Fußballvereins bekleben. Sich selbst als Fiedler bezeichnen. Grenzen überschreiten, indem er sie vorgeblich ignoriert. Geld verdienen, indem er sich zwischen alle Stühle setzt. Das beherrscht der englische Geiger.
Immerhin scheint Nigel Kennedy vom Image des Violinen-Punks in schreibunten Anzügen und mit strubbeligen Haare abgekommen zu sein. Das Programm ist dieses Mal streng auf deutsche Komponisten ausgerichtet. Zweimal Bach – das Violinkonzert in a-moll und das Konzert für zwei Violinen in d-moll – und einmal Beethoven – das Violinkonzert in D-Dur – will Kennedy spielen, begleitet von der Philharmonie Folkwang aus Essen.
Ein Virtuose ist der 42jährige nicht und wird es wohl auch nie werden. Darum halten sich die wahren Kenner heute auch vom Johannes-Brahms-Platz fern. Doch ignorieren können sie ihn nicht: Nigel Kennedy steht für Startum in der klassischen Branche und damit in langer Tradition. Entertainment war zwar stets verrufen, aber durchaus gewünscht. Mozart trieb seine Spielchen bei der Musik, Liszt betastete den Flügel gerne umgeben von schönen Frauen. Und altkluge Ernstmacher werden heute von ernsthaften Zuhörern nur noch belacht. else
20 Uhr,
Musikhalle
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