: „LKW – Nee“: Anwohner fürchten Großmarktlärm
■ Aktionsbündnis der Bürgerinitiativen gegen Flächenfraß: Teil 7 der Serie. Heute: Die Bürgerinitiative „Waller Ring“, die gegen die Verkehrspläne für den neuen Großmarkt auf dem Gelände des zugeschütteten Überseehafens protestiert
„Wir sind nicht für oder gegen den Großmarkt im zugeschütteten Überseehafen“, sagt Monika Hartges von der Bürgerinitiative „Waller Ring“. „Aber: Es existiert kein Verkehrskonzept für die Neuerschließung.“ Am 28. Januar ging sie wieder einmal auf die Straße, gefolgt von rund 300 Nachbarn – die Verkehrspläne stoßen auf wachsenden Unwillen in Walle.
Die Angst der Anwohnerin des Waller Rings: Direkt vor ihrer Haustür soll eine zwei- bis dreispurige Straße gebaut werden, auf der die Lastwagen zum Großmarkt donnern. Mitten in der Nacht, das kommt noch dazu. „Die Highlight-Zeiten für einen Großmarkt sind zwischen 4 und 8 Uhr morgens. Und auch am Wochenende wird da gearbeitet.“ Das Haus von Hartges steht direkt an der geplanten Verkehrsachse. Bis zu 2.000 Fahrzeuge zusätzlich erwarten die Anwohner pro Nacht – unerträglich, so die AktivistInnen der Bürgerinitiative.
Vom Beirat kommt inzwischen Unterstützung – vor zwei Jahren noch begrüßte man dort die Ansiedlung des Großmarktes neben dem historischen Speicher 11. Doch zahlreiche Expertengespräche mit Hafenentwicklern aus anderen Ländern ließen das Stimmungsbild kippen – die Entwicklungschancen des Hafens als wiederzubelebendes Gebiet würden durch den riesigen Markt zunichte gemacht, glauben nun fast alle außer der CDU. Die Sorge vor dem zunehmenden Verkehr, so sieht es Ortsamtsleiter Peters, ist inzwischen nur noch ein Teil des Hafen-Problems: Wenn der Großmarkt kommt, passiert wahrscheinlich nichts mehr im Hafen. Kein Wohnen am Wasser. Keine innovative Gewerbe-Ansiedlung im Speicher 11. Nur noch Großmarkt.
Doch die Angst vor LKW, Nachtlärm und Stau schweißt die Menschen zusammen. Vor einem halben Jahr fanden sich zehn Anwohner zur Bürgerinitiative „Waller Ring“ zusammen, die den Planungen die Stirn bieten wollten. Die Beiratssitzungen, die sich mit dem Thema beschäftigen, sind gut besucht – mehr als 200 Menschen kamen beim letzten Mal, um die Bezirkspolitiker auf Linie zu bringen. Eine Unterschriftensammlung brachte in drei Tagen 200 Unterstützer gegen eine befürchtete LKW-Flut. „Die Anwohner sind offensichtlich gegen die neue Straße“, sagt Aktivistin Hartges.
Der Hafen kann nicht vernünftig angefahren werden, argumentieren dagegen die Stadtplaner. Eine bereits bestehende Zufahrt führt durch die Emdener Straße, ein anderer Zugang führt über das Hanse-Tor. Zu umständlich, wurde befunden, vor allem für LKW, die von der Autobahn kommen. Ein dritter Zugang soll geschaffen werden: Der Waller Stieg, die Verlängerung des Waller Rings, ist derzeit ein kleiner Fußgängerdurchgang in den Hafen, der direkt vor der historischen Feuerwache endet. Hier soll eine drei- bis vierspurige Straße durchgelegt werden. Von der A 27 in den Hafen – an Hartgens Haustür vorbei. Der Senat hat jetzt noch einmal angekündigt, die Pläne vorerst auf Eis gelegt zu haben – doch die Bürgerinitiative glaubt nicht daran. cd
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