piwik no script img

Viertgrößter Versicherer fusioniert

■ Axa Colonia will durch Aktientausch Albingia übernehmen und damit zum zweitgrößten Versicherer Deutschlands aufsteigen

Köln (AP) – Bei den deutschen Versicherern rollt die Konzentrationswelle: Der viertgrößte deutsche Erstversicherer AXA Colonia kündigte gestern an, er wolle die Mehrheit der Hamburger Albingia Versicherung übernehmen und damit zum zweitgrößten deutschen Sachversicherer aufrücken. Für die Übernahme, die bis Mai über die Bühne gehen soll, will der Konzern 1,66 Milliarden Mark ausgeben. Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaften (DAG) sieht durch den Zusammenschluß rund 2.000 Stellen bei Albingia in Gefahr.

Der Zusammenschluß ist Bestandteil eines noch weitaus größeren Coups auf europäischer Ebene. Denn der französische Mutterkonzern AXA will über seine britische Tochter Sun Life & Provincial für fast zehn Milliarden Mark den Albingia-Mutterkonzern, die Guardian Royal Exchange in London, übernehmen. Das dort liegende Albingia-Mehrheitspaket soll dann an die deutsche Konzerntochter weitergereicht werden.

Der Vorstand des britischen Versicherers werde den Aktionären die Annahme der Offerte empfehlen, teilte die Albingia mit. Die Übernahme von Albingia, die in der Vergangenheit auch die Fußball-Weltmeisterschaften versicherte, sei abhängig von der Annahme dieses Angebots.

Durch die beabsichtigte Übernahme würde AXA Colonia, die Versicherungen unter den Markennamen Colonia, Nordstern, Darag und Deutsche Ärzte-Versicherung vertreibt, auch zur Nummer fünf unter den deutschen Lebensversicherern. Im Laufe der nächsten drei Jahre erwartet das Unternehmen durch die Übernahme Einsparungen von rund 105 Millionen Mark. Die DAG kritisierte, die Einsparungen dürften in ersten Linie zu Lasten der Personalausgaben bei der Albingia gehen. Der Vorstandsvorsitzende der AXA Colonia Konzern AG, Claas Kleyboldt, betonte, beide Seiten profitierten von der beabsichtigten Übernahme, denn der Zusammenschluß stelle eine „ideale Ergänzung ihres Know-hows“ dar. Insbesondere im gewerblichen und industriellen Versicherungsgeschäft werde die eigene Position deutlich gestärkt, erklärte die AXA Colonia.

Für 1997 weist die Albingia, die zu den zehn größten Versichern in Deutschland gehört, ein Prämienaufkommen von rund zwei Milliarden Mark aus. AXA Colonia erzielte Beitragseinnahmen von über elf Milliarden Mark. Über die Zusammenlegung von Filialen solle erst nach Gesprächen mit dem Management und den Betriebsräten entschieden werden, hieß es in Köln. Die zuständigen Kartellbehörden müssen dem Zusammenschluß noch zustimmen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen