piwik no script img

Das neue Mahnmal – ein Plagiat?

■ Bundesregierung weist Vorwürfe von Libeskind und Gerz zurück

Bonn/Berlin (dpa) – Die Bundesregierung hat Plagiatsvorwürfe gegen den neuen Entwurf für ein Holocaust-Mahnmal zurückgewiesen. „Wer sich die Modelle ansieht, erkennt sofort die deutlichen Unterschiede“, sagte gestern ein Sprecher des Bundeskulturbeauftragten Michael Naumann (SPD).

Damit reagierte der Sprecher auf Plagiatsvorwürfe der Architekten Daniel Libeskind und Jochen Gerz. Libeskind warf der Regierung darüber hinaus einen „Deal“ mit Peter Eisenman für den neuen Entwurf des Holocaust-Mahnmals vor. In die Neugestaltung seien er sowie Gesine Weinmiller und Jochen Gerz als Mitfinalisten des Wettbewerbs um die Gestaltung des Mahnmals nicht einbezogen worden, sagte Libeskind. „Die Regierung muß einen transparenten, demokratischen Weg gehen, nicht einen Deal aushandeln“, forderte Libeskind. Sollte es einen weiteren Wettbewerb geben, sei er durchaus bereit, daran teilzunehmen. Das sei dann jedoch eine ganz neue Aufgabenstellung, nämlich eine Kombination aus Denkmal und Dokumentationszentrum.

Nach Ansicht der Vorsitzenden des Bundestags-Kulturausschusses, Elke Leonhard (SPD), muß vor einer Entscheidung des Bundestags über das Mahnmal der laufende Wettbewerb abgeschlossen und ein Gewinner benannt werden. Der Bundestag müsse sich dann zwischen dem Gewinner des Wettbewerbs und dem neuen Eisenman-Modell entscheiden. Auch über die Kostenfrage müsse beschlossen werden. Bisher waren für das Denkmal 15 Millionen Mark vorgesehen. Die Kombination von Denkmal und Museum soll dagegen bis zu 180 Millionen Mark kosten.

Libeskind wie auch Gerz hatten in Eisenmans neuem Entwurf Elemente ihrer eigenen Arbeiten entdeckt. Libeskind sieht in der Symbolik des Eisenman-Entwurfs auffallende Ähnlickeit mit seinem für das Jüdische Museum Berlin errichteten „E.T.A.-Hoffmann-Garten“. Gerz sprach von geistigem Diebstahl.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen