Türkische Regierung warnt Irak vor Raketenangriff

■ Der Iran fordert beide Länder zur Kooperation auf. Die Vereinten Nationen beugen sich Bagdads Druck und ziehen ihre restlichen amerikanischen und britischen Mitarbeiter ab

Ankara/Teheran (dpa) – Die Türkei hat den benachbarten Irak vor einem Raketenangriff auf türkisches Gebiet gewarnt. „Ein solcher Angriff würde von uns als Kriegsgrund gewertet“, sagte der türkische Außenminister Ismail Cem gestern im dem privaten türkischen Fernsehen NTV. Er reagierte damit auf wiederholte Drohungen des irakischen Regimes. Bagdad hatte vergange Woche erklärt, alle Staaten, die den USA Angriffe von ihrem Boden aus ermöglichten, würden als „Feinde“ eingestuft. Die US-Luftwaffe hatte mehrmals Flugabwehrstellungen im Norden des Iraks zerstört und dafür den türkisch-amerikanischen Stützpunkt Incirlik in Kurdistan als Startflughafen benutzt.

Der iranische Präsident Mohammad Chatami forderte unterdessen die Türkei zur Kooperation mit dem Irak auf. Beide Staaten sollten als Mitglieder der Islamischen Weltkonferenz zusammenarbeiten, um einen stabilen Frieden zu sichern, sagte er gestern laut einem Bericht des staatlichen iranischen Fernsehens. Teheran rief die Türkei erneut auf, die territoriale Integrität des Iraks zu wahren und ihre Truppen aus dem Norden des Landes abzuziehen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. In den vergangenen beiden Jahren haben türkische Truppen mehrmals die Grenze zum Irak überschritten, um Stützpunkte der separatistischen Kurdischen Arbeiterpartei PKK zu bekämpfen.

Bereits am Mittwoch abend verkündete die UNO in New York, daß sie ihre restlichen amerikanischen und britischen Mitarbeiter aus dem Irak abziehen werde. Ein UNO-Sprecher teilte mit, dies geschehe aus Sicherheitsgründen. Es handele sich um humanitäres Personal, das in den Kurdengebieten im Nordirak und in Bagdad tätig sei. Das britische Außenministerium nannte es bedauerlich, daß sich die UNO zu einer solchen Entscheidung genötig sehe, um die Sicherheit ihres Personals zu gewährleisten.

Iraks Regierung hatte im Januar verlangt, 14 Briten und einen Amerikaner abzuziehen. Die UNO hat gegen die Ausweisungsverfügung protestiert und den Irak mehrfach daran erinnert, daß er verpflichtet sei, für den Schutz der UNO-Mitarbeiter zu sorgen. Auf entsprechende Schreiben habe die UNO aber keine Antwort erhalten, und deshalb sei der Abzug des Personals beschlossen worden, sagte der Sprecher. Betroffen sind nur noch zwei Personen.