■ Jugend erforscht: Die „Neuen Jungen“
Während bei der Bundestagswahl die „Neue Mitte“ wahlentscheidend war, schielt im Berliner Wahlkampf nun alles auf die „Neuen Jungen“. Die CDU belegte mit 32,2 Prozent in dieser Altersgruppe schon vor vier Jahren den ersten Platz; nur 21,9 Prozent votierten für die Grünen. Die Jugendpartei der 80er Jahre ist in Ehren ergraut.
„Die Grünen haben gute Ziele. Aber sie sind viel zu idealistisch“, sagt die 18jährige Silke aus Neukölln bei einer Umfrage. „Ich will eine pragmatische Politik.“
Die Jungwähler von heute interessierten sich weniger für ureigene grüne Themen wie Atompolitik und Umweltschutz. „Heute sind Arbeitslosigkeit und Ausbildungssituation absolut in den Vordergrund gerückt“, sagt Thomas Emmert von der Forschungsgruppe Wahlen. Die Lösung dieser Probleme würde eher den beiden großen Volksparteien SPD und CDU zugeschrieben.
Doch es gibt auch die Gruppe enttäuschter Jungwähler, die sich der PDS zuwenden: Der Sprecher der Grünen Jugend Berlin, Roland Rogalski, macht bei einigen grünen Anhängern großes Frustpotential aus: „Die PDS ist radikaler und hat noch was Revolutionäres“, beschreibt Rogalski das grüne Erscheinungbild.
Und wo ist der typische grüne Jungwähler geblieben? Er steigt dann doch noch wie eh und je aus der U-Bahn, in der Hand eine seriöse linke Zeitung, auf dem Rücken ein Juterucksack: „Ich wähle im Herbst grün, weil die für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs sind“, sagt der 23 Jahre alte Martin. Er empfindet die Berliner CDU als Besitzstandswahrer: „Die haben noch immer die Mauer im Kopf.“
Der Kampf um die Jungwähler beginnt spätestens mit dem Wahlkampf: „Die Große Koalition in Berlin muß weg“, sagt die 20jährige Frauke, und ihre Freundinnen nicken zustimmend. Annette Rollmann
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