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Metallgesellschaft künftig ohne Metall

■ MG kauft den Anlagebauer Gea und verkauft den Metallhandel und die Bautechnik

Frankfurt/Berlin (AP/taz) – Fünf Jahre nach ihrer Beinahe- Pleite strukturiert sich die Metallgesellschaft (MG) grundlegend um: vom Rohstoff- zum Technologiekonzern. Vom Metall bleibt zunächst noch der Name. Den Metallhandel, der die Frankfurter Firma groß gemacht hat, stößt die MG ab, ebenso wie den Geschäftsbereich Bautechnik. Damit trennt sie sich von einem Drittel ihres Geschäfts. Im nächsten Schritt wird sich die Metallgesellschaft wohl auch von ihrem Namen trennen, kündigte MG-Vorstandschef Kajo Neukirchen gestern an. Zugleich schluckt die MG eine andere Firma: den Bochumer Anlagenbauer Gea.

Damit entsteht unter dem Dach der Metallgesellschaft der zweitgrößte Anlagenbauer Europas mit einem Umsatz von knapp zehn Milliarden Mark. Zur MG gehört schon jetzt die Anlagenbaugesellschaft Lurgi, die zum Beispiel in den Bereichen Umwelttechnik, Metallurgie und Anlagenwartung aktiv ist. Neben dem Anlagenbau ist das zweite Standbein des Konzerns weiterhin der Chemiehandel.

Gea gilt als eine Perle in der Branche und erzielte 1998 mit rund 16.500 Mitarbeitern einen Gewinn von rund 192 Millionen Mark. Sie bringt Wärme- und Energietechnik, Prozeß- und Lufttechnik in den Konzern ein.

Das Geschäft wird wie in den meisten anderen Fusionsfällen der letzten Zeit per Aktientausch abgewickelt. Die Trennung vom Metallhandel begründete Neukirchen mit der Schwankungsanfälligkeit auf diesem Markt. Wegen des hohen Risikos sei die MG-Aktie stets unter Druck gewesen – zuletzt war sie nur rund 30 Mark wert. MG-Sanierer Neukirchen strebt für das laufende Jahr trotz des Verkaufs wesentlicher Unternehmensteile eine Gewinnsteigerung von zehn Prozent an. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Metallgesellschaft mit 27.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 21,4 Milliarden Mark, das sind 18 Prozent mehr als 1997. Vor Steuern kletterte der Gewinn um 16 Prozent auf 381 Millionen Mark. Die Börse reagierte gestern mit freudigen Kurssprüngen. Zeitweilig kletterte die MG-Aktie um 15 Prozent. lieb

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