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CDU bleibt drogenfrei

■ Nach wie vor Widerstände gegen rot-grünes Modellprojekt. Stahmer legte Senat Bericht vor

In der Diskussion um die kontrollierte Freigabe von Heroin trifft Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) nach wie vor auf Widerstand bei der CDU. „Die Positionen von Stahmer und dem Innensenator sind nicht bloß durch Nuancen getrennt, sondern völlig gegensätzlich“, sagte gestern der Sprecher von Innensenator Eckart Werthebach (CDU), Martin Strunden. Eine staatliche Heroinabgabe sei kein gangbarer Weg.

Auch Senatssprecher Michael- Andreas Butz betonte, daß es keinerlei Heroinfreigabe geben werde, „auch nicht durch die Hintertür“. Berlin bliebe bei seiner „harten Linie“. Da der Senat noch keine Details über das Modellprojekt kenne, könne er sich damit auch nicht befassen. Vertreter der Jugend- und Innenverwaltung werden jedoch an einer Arbeitsgruppe in Bonn teilnehmen, wo über den Modellversuch debattiert werden soll. Berlin soll neben Frankfurt und Hamburg eine von jenen Städten sein, in denen ein Modellversuch der rot-grünen Bundesregierung zur kontrollierten Heroinabgabe laufen soll.

Zuvor hatte Jugendsenatorin Stahmer dem Senat einen Bericht über den geplanten Modellversuch vorgelegt. 200 bis 300 Abhängige, die mit Methadonsubstitution und anderen Therapieformen nicht mehr erreicht würden, sollten in das Programm aufgenommen werden. Gegenüber der taz betonte die Senatorin, daß es „nicht um Heroinfreigabe oder Teillegalisierung geht, sondern darum, das Behandlungsangebot für Abhängige um einen Baustein zu erweitern“. Die Hauptstadt, so Stahmer, solle die einmalige Chance nutzen, sich an den wissenschaftlichen Forschungsvorhaben auf Bundesebene zu beteiligen, das große internationale Bedeutung habe.

Stahmer versuchte zugleich, die Widerstände in der CDU zu relativieren. So habe ihr Innensenator Eckart Werthebach in einem Schreiben mitgeteilt, daß eine kontrollierte Freigabe von Heroin unter „strenger stationärer Behandlung geschehen müsse“. „Damit liegen unsere Positionen gar nicht so weit auseinander“, sagt Stahmer.

Unterdessen hat sich der neue Ärztekammerpräsident Günter Jonitz gestern für eine kontrollierte Abgabe von Heroin an Drogenabhängige ausgesprochen. Die CDU solle von ihrer „starren Haltung abrücken“. Julia Naumann

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