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„Das ist dann wirklich ungesund“

■ Diplompsychologe Hans-Georg Huber zu Möglichkeiten und Gefahren beim Versuch, es künftig mit der Fußball-Nationalmannschaft auszuhalten

taz: Herr Huber, ich bin regelmäßiger Konsument von Spielen der DFB-Fußballer und völlig verzweifelt. Was soll ich jetzt tun?

Hans-Georg Huber: Überprüfen Sie Ihre Motivation. Fragen Sie sich: Warum kuck' ich mir das an?

Weiß' nicht mehr.

Ein Grund ist: Sie wollen Spaß haben. Den haben Sie aber ganz offensichtlich nicht.

Den hatte man auch bei Berti nicht.

Da konnte man sich aber lange über das Ergebnis identifizieren. Im Moment haben beide Gruppen schlechte Karten. Die, die Spaß an gutem Fußball wollen, sowieso. Und die, die sich mit dem Erfolg identifizieren, auch. Bei Mißerfolg koppeln die sich ab.

Warum könnte man trotzdem dabeibleiben? Um zu leiden?

Die Leidensphase macht nur Sinn, wenn Hoffnung da ist. Sonst ist Resignation, das ist das schlechteste Gefühl, das es gibt.

Es ist keine Hoffnung da.

Es würde von Ihnen wahrscheinlich eher angenommen werden, wenn man jetzt neu aufbaut.

Warum?

Dann kucken Sie nach anderen Kriterien. Die Mannschaft wäre steigerungsfähig, das würde es Ihnen ermöglichen, sich wieder mehr zu identifizieren.

Der DFB will das nicht.

Schreiben Sie Leserbriefe. Fordern Sie die Offenlegung einer klaren Strategie ein. Dann haben Sie einen Maßstab, woran Sie Erfolg messen können.

Hm. Wahrscheinlich ist die Feldbuschisierung schlauer: Unfähigkeit zum Kult erklären?

Es gibt Leute, die retten sich in Schadenfreude. Jeder versucht, einen Sinn zu finden. So kann man aus Schlechtem noch Spaß ziehen.

Ich will aber kein Verlierer sein.

Wenn Sie das nicht trennen können, ist es schlecht. Weil Sie auf das Ergebnis keinen Einfluß haben, sich aber davon abhängig machen. Das ist dann wirklich ungesund.

Was raten Sie mir?

Man kann höchstens sagen: Das kuck' ich mir nicht mehr an. Dann kommen zunächst die vom Fernsehen ins Grübeln. Damit würde auch Druck auf den DFB ausgeübt. Auf der Couch: Peter Unfried

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