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Parkplatz oder Reservat

■ Zweite Anhörung zum Imax-3D-Kino im Wasserturm an der Sternschanze

Birte Hartmann versuchte es mit dem erhobenen Zeigefinger: „Du bist jetzt gerade dran, und der Rest ist ruhig!“ kommandierte die GAL-ierin am Mittwoch abend bei der zweiten öffentlichen Anhörung zum geplanten Imax-3D-Kino im Sternschanzen-Wasserturm. Doch der Spaß am Streit dominierte die Versammlung in der Aula der Schule Ludwigstraße und machte ihre Bemühungen um eine strukturierte Diskussion zunichte. Einige fragten gar laut, wozu das Projekt denn überhaupt ein zweites Mal durchgekaut werden müsse. „Wollt ihr so lange unsere Argumente hören, bis wir müde sind und nicht mehr kommen?“ fragte ein Lockenkopf. Ein Anwohner kämpfte, „Wir sind das Volk“ skandierend, gegen die feste Tagesordnung und eine Frau gab zu Protokoll: „Ich bin hierher gekommen, weil ich das Kino gar nicht haben möchte.“

An der Zukunft des Wasserturms entspann sich eine Debatte um die Zukunft des Schanzenviertels zwischen den Polen „Totalreservat“ und „Urban Entertainment Center“ – also zwischen einem autofreien Schanzenviertel, von dessen Park aus sich die Sterne beobachten lassen, und einem Gebiet, dessen BewohnerInnen keine Ruhe mehr finden oder von KinobesucherInnen verdrängt werden. Von möglichen Vorteilen fürs Viertel war kaum die Rede, am ehesten noch im Sinne einer Perspektive für den Turm.

Dörte, „Studentin aus Eimsbüttel“, brachte es auf den Punkt: „Entweder ich will mit dem Turm 'was machen, dann belebt das automatisch den Park; oder ich mach' nix, dann bleibt der Park ruhig, und ich hab' 'ne Ruine. Es geht nur eines von beidem.“ Alles Quatsch, hielten andere dagegen: Der Verkauf des Turms müsse rückgängig gemacht und das Denkmal auf Senatskosten erhalten werden. Ein Mitglied der Wasserturmini verlangte, im Falle einer kommerziellen Verwertung des Turms 50 Prozent des Gebäudes dem Viertel zu öffnen. Ein Vorschlag der Projektentwickler, ein Stadtteilfest zu sponsern, erntete Hohn und Spott.

Die GAL-Promis Martin Schmidt und Norbert Hackbusch schließlich versuchten, das Problem zu relativieren: Ein paar hundert Autos mehr durch das Imax seien nichts gegenüber den 40.000 Wagen, die täglich am Park vorbeibretterten. Und falls die Messe erweitert würde, sei in der Lagerstraße sowieso ein Parkhaus mit 2000 bis 3000 Plätzen geplant. knö

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