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Heimweh-Postille für Exilanten

■ Ab morgen wird der Bonner „General-Anzeiger“ in Berlin verkauft

Auch am Aschermittwoch haben die Bonner in Berlin etwas zu feiern: Ab morgen wird ihre heimische Lokalpostille General-Anzeiger an den hauptstädtischen Kiosken ausliegen. Grund zum Jubel auch in der „Ständigen Vertretung“ (StäV), jener Kölsch-Kneipe am Schiffbauerdamm, in der Exil- Rheinländer bis gestern noch durch den Karneval schunkelten: „Das ist ja wie ein Wunder“, freut sich StäV-Betreiber Harald Gruner. Zwar hatte das Etablissement, zusätzlich zur Kölner Boulevardzeitung Express, schon bisher zwei Exemplare des Bonner Blattes im Abonnement. Doch die kamen stets einen Tag zu spät. „Viele Vorstöße und gute Vorschläge, morgens einfach einen Packen in die Maschine nach Berlin zu legen“, seien bislang ungehört geblieben, so Gruner. Um so erfreulicher sei es, daß jetzt jeden Morgen „ein Stück Heimat“ am Kiosk liege. Ein „schönes Erlebnis“ sei es gewesen, als er auf dem Bahnhof Friedrichstraße mit dem Express unter dem Arm einem weiteren Express-Leser begegnet sei: „Wir haben uns spontan gegrüßt.“

Die zehn Berliner Tageszeitungen und die drei überregionalen Blätter, die von Frankfurt und München aus auf den hiesigen Markt schielen, brauchen die Konkurrenz freilich nicht zu fürchten. „Das läuft bei uns unter der Rubrik kleine westdeutsche Zeitungen“, sagt Thomas Bachner von der Vertriebs-Vereinigung Berliner Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten. Im günstigsten Fall rechnet er mit einhundert verkauften Zeitungen pro Tag. Immerhin gelingt es den Bonnern, ihr Blatt bereits nachts um zwei Uhr anzuliefern. Dadurch können die zunächst 300 angelieferten Exemplare noch an 150 Kioske verteilt werden, vor allem im „City-Bereich“ um Zoo, Gedächtniskirche und Kurfürstendamm, aber auch bei gut sortierten Zeitungshändlern in lokalen Zentren wie Tegel oder Steglitz. In den früheren Ostteil dringen die Bonner aber noch nicht vor. Denn die Ost-Bezirke werden von einem anderen Vertrieb beliefert.

Dort hält immerhin die Bibliothek der Humboldt-Uni ein Abo des General-Anzeigers, während die Charlottenburger Stadtbibliothek das Blatt aus Kostengründen längst abbestellt hat. Immerhin ist Berlin neben Koblenz die einzige Stadt außerhalb Bonns, in der die Zeitung in einer öffentlichen Bibliothek ausliegt.

Einen bescheidenen Bedarf immerhin scheint es zu geben: Schließlich hat sich die Vertriebs- Vereinigung erst nach einer Umfrage unter den Händlern entschlossen, den General-Anzeiger ins Sortiment zu nehmen. Und wenn der Kiosk nebenan ihn noch nicht führt, versichert Bachner, kann man ihn dort zum nächsten Tag bestellen. Ralph Bollmann

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