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■ Cash & CrashDer Euro wird nicht auf Dauer sinken

Berlin (taz) – „Der Kursrückgang des Euro gegenüber dem Dollar ist erstaunlich“, hat kürzlich Wim Duisenberg, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), zu bedenken gegeben. Seit dem ersten Handelstag des Euro am 4. Januar dieses Jahres ist der Wechselkurs des Euro von 1,19 Dollar auf mittlerweile 1,12 Dollar gesunken. Auch der Normalverbraucher ist überrascht, wurde der Euro doch als eine starke Währung angekündigt.

Die Währungsexperten der Banken sehen die Kursentwicklung allerdings gelassen. „Ein Kursrückgang von vier Prozent gegenüber dem Dollar ist nicht viel“, sagt Peter Ley von der Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg (LZB). Laut Heinrich Engelke von der Bankgesellschaft Berlin hat sich im vergangenen Jahr der Ecu, Vorgänger des Euro, in einer Bandbreite von 1,10 bis 1,20 gegenüber dem Dollar bewegt. Auch der Euro werde sich innerhalb dieser Marge halten.

Alle Experten sind sich einig, daß vor allem die Konjunkturentwicklung und Zinserwartungen den Kurs des Euro beeinflussen. Der Aufschwung in den USA ist robuster als erwartet, die Konjunkturerholung in Euroland hingegen läßt länger als angenommen auf sich warten. Der Dollar ist für Anleger auch wegen der höheren Zinsen in den USA attraktiver. So bringen zum Beispiel zehnjährige Euro-Anleihen etwa 4,17 Prozent Zinsen im Jahr, während die USA dafür diese Woche 5,06 Prozent bieten.

Einig sind sich die Fachleute, daß der Euro sich langfristig als Anlage- und Reservewährung etablieren werde. Schon jetzt gingen insbesondere Zentralbanken in Asien dazu über, bis zur Hälfte ihrer Devisenreserven in Euro umzuschichten. Das gelte auch für Osteuropa. So hat Polen schon jetzt seine Reserven in englischem Pfund und Schweizer Franken durch Euro ersetzt.

Auf Dauer wird der Kurs des Euro nicht von Spekulanten, sondern von Zentralbanken und solchen Investoren abhängen, denen jederzeitige Verfügbarkeit der Devisen wichtiger ist als ein höchstmöglicher Zinsertrag. Dabei spielt laut Jens Dallmeyer von der Deutschen Bank Research eine wichtige Rolle, daß in Zukunft ein zunehmender Anteil des Welthandels in Euro abgewickelt werden wird. Für den internationalen Rohstoffhandel zum Beispiel werden die Unternehmen dauerhaft große Bestände an Euro benötigen.

Die Banken rechnen auf Dauer mit sehr hoher Arbeitslosigkeit und unausgewogener Einkommensverteilung in Europa. Aber das Währungsgeschehen werde auf Dauer von den sozialpolitischen Problemen entkoppelt bleiben. Denn die Mitgliedsländer der Eurozone haben sich so sehr auf Währungsstabilität verpflichtet, daß sie es sich nicht leisten könnten, den Euro durch Budgetdefizite und Verschuldung zu sozialpolitischen Zwecken zu schwächen. Britta Symma

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