Kommentar: Es gibt nur ein Leben
■ Frauen sollen selbst entscheiden
Vergewaltigung ist für die Opfer ein GAU. Danach ist nichts mehr, wie es war. Bis Heilung gelingt, dauert das oft lange. Wenn die Vergewaltigung aber mit einer HIV-Infektion einhergeht, dürfte die Chance auf Heilung drastisch sinken.
War das Infektionsrisiko durch einen HIV-infizierten Vergewaltiger bislang wie unausweichlich, so hat sich heute doch etwas geändert: Es gibt Prophylaxe. Im AIDS-Zeitalter, wo schon der friedliche Sex mit Kurzzeitbekanntschaften im Anschluß an den Discobesuch nur mit Kondom empfohlen wird, darf man Vergewaltigungsopfer deshalb nicht nur mit der Blutabnahme für den AIDS-Test abspeisen. Das Ergebnis käme erst Wochen später – viel zu spät für jede medizinische Intervention.
Beratung, und wenn gewünscht, Medikamente zur HIV-Prophylaxe müssen Bestandteil der Sofort-Versorgung von Vergewaltigungsopfern werden. Sollen Skeptiker doch einwenden, hier würde der AIDS-Hysterie das Wort geredet. Sollen sie ihre guten Argumente ruhig wiederholen, warum das Risiko einer HIV-Infektion durch Vergewaltigung minimal ist. Auch die Risiken, Opfer von Vergewaltigung zu werden, wurden lange unterschätzt. Die Aufklärung darüber haben wir nicht Statistikern zu verdanken. Wir sollten uns auch jetzt nicht auf sie verlassen. Jede Frau hat nur ein Leben.
Eva Rhode
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