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Schmusetiere nur eisgekühlt verwenden

Schaumstoffe können schon bei einfachem Kontakt und Körperwärme krebserregende Substanzen abgeben. Das beweist eine wissenschaftliche Studie im Auftrag schwedischer Hersteller, die diese unter Verschluß halten  ■ Von Reinhard Wolff

Stockholm (taz) – Die meisten der marktgängigen Schaumstoffe, die zur Isolierung und Polsterung in Matratzen, Kissen, Möbeln und Schmusetieren sowie in Abspül- und Waschlappen verwendet werden, enthalten das krebserregende und allergieerzeugende Toluendiamin (TDA). Dieses kann schon bei normalem Hautkontakt in den Körper gelangen. Das beweisen Studien, die multinationale Schaumstoffproduzenten in Auftrag gegeben haben, aber unter Verschluß halten. Begründung: Man wolle die Verbraucher nicht beunruhigen und arbeite „mit Hochdruck“ an neuen Herstellungsmethoden, um die direkte TDA-Aufnahme zu erschweren.

Das deckt die schwedische Fachzeitschrift Arbetarskydd (Arbeiterschutz) in ihrer aktuellen Ausgabe auf. Der Zeitung liegen offenbar Teile einer als „geheim“ gestempelten Studie der Abteilung für klinische Chemie der Universität Lund vor.

Experten haben hier rund fünfzig verschiedene Schaumstoffprodukte im Industrieauftrag getestet. Das Resultat schätzten die Prüfer selbst als „alarmierend“ ein: „Die Exponierung muß eliminiert oder vermindert werden.“ Welche Produkte man genau untersucht hat, wollte Chemiedozent Gunnar Skarping gegenüber Arbetarskydd allerdings nicht sagen. Seine Mitarbeiterin Marianne Dalene warnte davor, Kinder mit Schaumstoffwaschlappen, wie sie in Krankenhäusern und Kindergärten immer üblicher geworden sind, abzutrocknen.

Die Tatsache, daß Schaumstoffe bei Wärmeeinwirkung und im Kontakt mit Wasser und Schweiß Toluendiamine abgeben können, ist seit längerem bekannt. Auch die krebserzeugende Wirkung von TDA ist kein Geheimnis mehr: In Haarfärbemitteln, die sie früher häufig enthielten, sind sie seit einiger Zeit verboten. Neu ist aber die Erkenntnis, daß die Körperwärme und -feuchtigkeit ausreichen, um TDA freizusetzen und über die Haut in den Körper dringen zu lassen. In welchem Ausmaß, scheint höchst unterschiedlich und abhängig von der Schaumstoffqualität. Generell sollen weichere Schaumstoffe wohl höhere Mengen abgeben. Noch ganz ungeklärt ist die Frage, wie beim Herstellungsprozeß Beschäftigte dem TDA ausgesetzt sind und mit welchen Folgen sie zu rechnen haben.

Daß die Industrie offenbar wesentlich mehr weiß als Verbraucher und Beschäftigte, verwundert Barbro Gustaffson von der staatlichen schwedischen Chemieinspektion nicht: Es bestehe keine juristische Pflicht, die Untersuchungen zu veröffentlichen, auch wenn die Unternehmen ihrer Meinung nach die moralische Verantwortung hätten, über Risiken zu informieren. Chemiedozent Gunnar Skarping sieht sich gehindert, die Frage „in Massenmedien zu diskutieren“, zeigt sich aber zufrieden, daß die Industrie die Ergebnisse offenbar zum Anlaß genommen habe zu reagieren.

Reagiert hat beispielsweise mittlerweile Ikea – allerdings erst nachdem das gleiche Institut eine Studie veröffentlicht hatte, nach der der Schaumstoffüberzug über bestimmten Ikea-Bügelbrettern bei Erwärmung größere Mengen des krebserregenden Toluendiisocyanats (TDI) freisetzt, also bei jedem Bügeln. Diese Überzüge sind mittlerweile verschwunden – zumindest in den schwedischen Ikea- Häusern.

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