piwik no script img

Keine Schanze für die Messe

Hinter den Kulissen: Standortdebatte um eine vergrößerte Hamburg Messe  ■ Von Gernot Knödler

Der Senat tut sich schwer mit der Entscheidung, wo die Hamburg Messe künftig wachsen können soll: Der Baakenhafen in der geplanten Hafencity dürfte als Standort aus dem Rennen sein, und die grüne Wiese in Moorfleet widerspricht dem erklärten Willen der Stadtentwicklungsbehörde, dem Flächenfraß Einhalt zu gebieten. Das Schanzenviertel wird in jedem Fall unter Druck geraten: Neben dem Verkehr, den eine Messeerweiterung zu Füßen des Fernsehturms in die Lagerstraße hinein mit sich brächte, nähmen sich die Autofahrten zum geplanten Imax-Kino im Schanzen-Wasserturm putzig aus. Zöge die Messe jedoch fort, rissen sich vermutlich Investoren um das attraktive und damit teure Gebiet mitten in Hamburg.

Doch die Standortdebatte wird zur Zeit weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit geführt. Diskutiert wird im Aufsichtsrat der städtischen Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) von Vertretern der Senatsbehörden, der Handelskammer und einiger Unternehmen. Messe-Geschäftsführer Dietmar Aulich zum Beispiel mochte der taz nicht einmal grobe Zahlen nennen, wieviel die unterschiedlichen Lösungen kosten könnten. Dafür sei es zu früh, es seien noch keine Details geplant worden, alle Zahlen seien falsch.

Selbst die GAL als Regierungspartei fühlt sich nicht ausreichend und schon gar nicht offiziell informiert. „Es muß eine öffentliche Debatte geben“, forderte der GALier Norbert Hackbusch, sonst habe man den Eindruck, hier werde Geheimdiplomatie betrieben. Am 2. März lädt die GAL Mitte ab 20 Uhr in die ehemalige Rinderschlachthalle im Schanzenviertel ein, um die Diskussion in Gang zu bringen.

Immerhin sind die Wünsche der HMC bekannt: 50.000 statt bisher 40.000 Quadratmeter reine Ausstellungsfläche und am liebsten 8000 neue Parkplätze. Im Schanzenviertel wäre das so wohl kaum zu machen, weshalb Aulich für einen Neubau in Moorfleet plädierte. Auch die GAL zöge es vor, wenn die Messe wegzöge – zum einen „weil es vom Verkehr her 'ne absolute Katastrophe ist“, wie Norbert Hackbusch konstatiert. Zum anderen, weil die Messe das Schanzenviertel schon heute von der City abriegele, wie Claudius Lieven von der GAL-Bezirksfraktion Mitte argumentiert. „Logischer“, so Lieven, „wäre es, das aus einem Guß anderswo hinzusetzen.“

Der Baakenhafen kommt dafür aus Sicht der Messe und ihres Aufsichtsratsvorsitzenden und Wirtschaftssenators Thomas Mirow (SPD) nicht in Betracht. Die Hafencity solle ein „gemischtes, lebendiges Stadtviertel“ werden, sagte Mirows Sprecher Bernd Meyer. Eine Messe, in der während zwei Dritteln des Jahres nichts los sei, wäre hierfür kontraproduktiv. Aulich hält außerdem die Verkehrsanbindung und den Zuschnitt des dortigen Grundstücks nicht für geeignet. Aulichs Alternativ-Terrain in Moorfleet allerdings lehnt der grüne Stadtentwicklungssenator Willfried Maier ab.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen