: Dem Lotsen ist nichts verboten
■ In der Kalkscheune wurde das Programm des Festivals „Theater der Welt“ vorgestellt
Theater der Welt in Dresden vor drei Jahren war eine feine Sache. Schon im Bahnhof grüßte auf dem überdimensional aufgezogenen Festivalplakat eine Dame mit brauner Handtasche unsicher von ihrem Urlaubsort Ägypten, so daß kein Zweifel darüber aufkommen konnte, wieviel Fremdheit die Welt zu bieten hat. Auch sonst war die ganze Stadt stromlinienförmig auf die Veranstaltung ausgerichtet. Speziell zum Festivalzelt auf den Elbwiesen gingen alle gern. Dort hatte die Kuratorin Hannah Hurtzig für allerlei Rahmenprogramm gesorgt, das zum Festivalruf paßte: „Gehen Sie auf Weltreise in Dresden! Fremdeln Sie in Ihrer gewohnten Umgebung! Kommen Sie mit oder ohne Handtasche!“
In Berlin, wo das alle zwei bis drei Jahre vom Internationalen Theaterinstitut veranstaltete Fest in diesem Sommer stattfindet, fremdelt der Einheimische aus Prinzip immer. Deswegen dürften doppelte Anstrengungen notwendig sein, um nur halb soviel Atmosphäre für „Theater der Welt“ zu erzeugen. „In Berlin verläuft sich vieles“, sagte Thomas Langhoff bei der gestrigen Pressekonferenz schon vorneweg entmutigt. „Wer weiß denn etwa im Osten was von Filmfestspielen!?“
Thomas Langhoff vom Deutschen Theater ist gemeinsam mit Nele Hertling und Maria Magdalena Schwaegermann vom Hebbel Theater für das Programm verantwortlich. Selbst vor Ort in der Welt waren zwar vornehmlich Hertling und Schwaegermann, aber da der Schwerpunkt — anders als das Programm des Hebbel Theaters — auf Theater liegt, das mit Texten arbeitet, wird es für ihn schon in Ordnung gehen. Festival-Emblem ist ein kleiner Seelotse in den verschiedenen Positionen, in denen er das Lotsenalphabet schwenkt, von „Alfa“ bis „Zulu“.
Noch steht nicht das ganze Programm des vom 18.6. bis 4.7. dauernden Festivals, doch die Kalkscheune in der Johannisstraße soll das Zentrum bilden. Gespielt wird außer im Deutschen und im Hebbel auch im Schiller Theater, und die Volksbühne tritt mit einer Werkschau aus den letzten sieben Jahren hervor. Support your local heroes. Bislang eingeladen sind 24 Produktionen aus 19 Ländern, darunter Richard Foreman aus den USA, Roger Planchon aus Frankreich, Teatri Uniti aus Italien, Ong Keng Sen aus Singapur/Japan und Hamster Damm aus Deutschland. In Berlin waren gestern Claude Gnakouri vom Ymako Teatri (Elfenbeinküste), wo man Theater auch als soziales Instrument auffaßt und das Publikum mit Mitteln des Straßen- und des unsichtbaren Theaters unterhalten und aufklären will. Auch Raimondo Cortese vom australischen Ranters Theatre betonte den Alltags- und Echtzeitaspekt seiner Arbeit.
Der Vorverkauf beginnt am 3. Mai, sobald das gesamte Programm steht, melden wir es sofort. Support your local tageszeitung. Petra Kohse
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