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Puzzlen, nicht kiffen

Mit Pädagogen-Pop und Alkohol eröffnete die Polizei-Ausstellung „Droge, Macht, Sinn (?)“ im Altonaer HEW-Kundenzentrum  ■ Von Heike Dierbach

Es grünt an allen Ecken und Enden bei den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW). „Ein schönes Bild“, freut sich Klaus-Peter Dengler, Leiter der HEW-Kundenzentrale in Altona, über die vielen Polizisten im Gebäude an der Neuen Großen Bergstraße. Dengler hatte am Donnerstag die Ehre, ein „kulturelles Highlight“ in seiner Filiale vorzustellen: die Sonderausstellung „Droge, Macht, Sinn (?)“ der Polizei Altona.

Eine Verbindung zwischen Polizei und Stromkonzern liege auf der Hand, so HEW-Vorstandsmitglied Günther Kwaschnik, weil sein Unternehmen – Mitbetreiber von vier Atomkraftwerken – „den Sicherheitsbegriff ganzheitlich definiert“.

Kernstück der Ausstellung ist eine „Präventionsrallye“. Im Keller des Kundenzentrums können Kinder und Jugendliche zwischen Durchlauferhitzern und stromsparenden Kühlschränken an sechs Stationen die Fragen beantworten: „Macht Droge Sinn?“ oder „Droge macht Sinn?“

Gerd Feldhusen, Beauftragter für Drogen- und Suchtprävention der Polizeidirektion West, will zum Beispiel die Wirkung von Rauschmitteln demonstrieren. „Dazu könnte ich eine Runde Haschisch ausgeben“, lockt er die Besucher in den Keller. Doch als sich die Menge dort erwartungsfroh drängelt und die ersten schon die Tabakpäckchen zücken wollen, kommt die Enttäuschung: „Das wäre nicht in Ordnung“, belehrt sie Feldhusen und bietet seine „Ersatzdroge“ an: diverse Spiegel-Spiele, in denen mit einem Stab eine Bahn verfolgt werden muß – nicht einfach, wenn der Spiegel gleichzeitig rechts und links vertauscht. „Drogen bringen noch viel mehr durcheinander“, weiß Feldhusen.

Als ein Meister der verwirrten Sinne erweist sich Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer. Er dirigiert den Stab fast perfekt die vorgeschriebene Bahn entlang. Man kann auch ohne Drogen glücklich sein, wird Hornauer dabei informiert. Einfach das „Drogenpuzzle“ am Ende der Rallye zusammensetzen, und schon bist du „Spitze!“, lobt das zugehörige Faltblatt. „Ich wußte ja, daß du ein starker Typ bist.“

Sollte Hornauer davon immer noch nicht überzeugt sein, hilft ihm vielleicht der flotte „Präventions-Song“, den Feldhusen und sein Kollege Robert Hertwig komponiert haben und den die Polizei-Jazzband vorträgt: „Halt! Keine Drogen. Halt! Ich sage Nein! Halt! Keine Drogen und keine Gewalt!“

Nach soviel Action haben sich alle eine Erfrischung verdient. Die Gäste stürmen das kalte Buffet im ersten Stock und kippen sich einen Sekt hinter die Binde. Unten verklingt der Präventionssong.

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