Jetzt neu am Kiosk: Pornographie ohne Sex!

Im Weltdorf Berlin ist der Wunsch nach ein bißchen Glamour neuerdings dermaßen rasend, daß nichts, was Beine hat, mehr vor Titelstories sicher sein kann. Franz-Josef Wagner war's, der in der B.Z. die Latte in derlei Fragen auf einer beeindruckenden Höhe vorgelegt hat („Hirsch tötet drei Berliner“). „Für ,Doctor Dot‘ ziehen sich die Größen des Rock-Business sogar aus“, zittyt Kevin Cote, beidfüßig schreibender Chefredakteur des allseits beliebten Stadtmagazins, seit letzten Donnerstag zurück. Who the fuck is Dot? „Ein Energiebündel mit einer enorm positiven Ausstrahlung. Ausgestattet mit einem Paar heilender Hände und der geradezu unheimlichen Fähigkeit, die unnahbarsten Größen der Popkultur zu entwaffnen.“ Ächz. Wir verneigen uns.

„Hautnah“ ist sie dran am Mann, und erst unlängst wieder mit dem großen Bruce Willis „fertiggeworden“, formuliert Cote sich und uns in die Abgründe seiner urban aufs äußerste erhitzten Phantasie hinein. Massage understood (zwinker-zwinker)? Zum Äußersten kommt es aber trotzdem nicht, denn die gute Zitty ist ja ein Magazin für die ganze Familie.

Dafür darf dieser Faulkner des Stadtblattjournalismus für sich in Anspruch nehmen, ein ganz neues Genre ins brabbelnde Hauptstadtgetöse eingebracht zu haben: Pornographie ohne Sex. In einer Art Metaversautheit erigiert die Schreibe an ihrem eigenen Dienstleistungsakt, kulminiert schließlich wahnsinnig prachtvoll über Dots Hochglanzhaube, oben am Kopf festgemacht an jener „schrillen, musikbesessenen Amerikanerin mit Ausbildung zur Masseurin“, der es tatsächlich gelungen ist, „die Gesetze des Popuniversums zu durchbrechen“.

That's entertainment! Kisch- Preis für Cote! Bolle hat sich amüsiert, Andy Warhol hätte es auch gefallen, demnächst: „Missy Frizzy: Ich curlte Eberhard Diepgens Haarwurzeln“. Die Feldbuschisierung der Welt geht weiter.tg