Bonaparte von weitem

■ Spitzmaul und Gänsehaut : „Ein Liederabend mit Frau Jaschke“ im Schmidts Tivoli

„Wie er aussieht, mir egal, irgendeinen trifft die Wahl“. O-Ton Marlene Jaschke. Auch am vergangenen Sonntag befand sich die Frau mit dem abscheulichen Alte-Damen-Kostüm im dezenten plaquebeige wieder auf der Suche nach dem Mann ihrer Träume. Wenngleich ihr Herz für ihren Arbeitskollegen Herrn Tramstedt schlägt, läßt sie sich nicht davon abhalten, sich ein wenig im Saal des ausverkauften Schmidts Tivoli umzusehen.

In Anlehnung an den dänischen Schlagerschopf Gitte verkündet Jaschke ihren Wunsch nach „ein bißchen Goethe“ (vorzugsweise “der junge“) beziehungsweise „ein bißchen Bonaparte“.

Erbarmen wollte sich jedoch keiner der Herren, auf die die Sängerin ein Auge geworfen hatte. Sowohl der gutaussehende Herr Birger (“zumindest von weitem“) als auch Herr Michael mit dem „wilden Blick“ zierten sich ein wenig. Frau Jaschke nahm das nicht weiter krumm, sondern brachte sich nach anfänglicher Enttäuschung mit dem ein oder anderen Liedchen wieder in Schwung.

Daß sie von klein auf singt, nimmt man ihr auf Anhieb ab. Problemlos schwingt sie sich in die Höhen von Mozarts „Königin der Nacht“. Nahezu ergreifend covert sie Whitney Houstons Olympia-Hit „One Moment In Time“ und treibt dem einen oder der anderen noch einmal die Gänsehaut von 1988 auf die Unterarme.

Und selbst wenn alles in die Hose ginge: Marlene Jaschke braucht eigentlich nur ihr charakteristisches Spitzmäulchen aufzusetzen, und die Show ist gerettet.

Liv Heidbüchel