Portrait: Bald die jüngste Europa-Abgeordnete
■ Ilka Schröder
Vielleicht war es einfach ihr jugendliches Selbstbewußtsein, das die Delegierten überzeugte. 20 potentielle Kandidaten für die Europawahl hatten gesprochen, der Grünen-Parteitag in Erfurt wurde schläfrig. Da trat Ilka Schröder ans Mikrofon. „Die Leute sind aufgewacht“, sagt sie stolz. Eine „ziemlich gute Rede“ habe sie gehalten – und landete den Überraschungscoup: Die erst 21 Jahre alte Berlinerin kam auf den fünften Listenplatz der Bündnisgrünen – das wird sie ins Europa-Parlament bringen.
Ilka Schröder war völlig überrascht. Aber bange ist ihr nicht. Sie habe sich die Bewerbung gut überlegt, „jetzt muß ich den Leuten zeigen, was ich drauf habe“. Sie braucht keine großen Worte für ihren Erfolg. Die Wirtschaftsstudentin aus Oldenburg hat klare Vorstellungen, die sie, zackzack, rüberbringt. Die Worthülsen der Politik oder gar Pathos sind ihr fremd.
Mit politischem Engagement begann sie früh: Nach Mitarbeit bei der BUNDjugend gehörte sie, damals 15, zu den Gründern des Grün- Alternativen Jugendbündnisses. In den folgenden Jahren engagierte sie sich bei der Grünen Jugend Berlin und seit 1996 bei der europäischen Grünen Jugend, vor allem in der Anti-Atom-und der Frauen-Politik.
Über die europäische Grüne Jugend stieg Ilka Schröder in die Europapolitik ein. 1997 organisierte sie einen alternativen EU-Gipfel in Amsterdam. Seit diesem Jahr ist sie Sprecherin der grünen Bundesarbeitsgemeinschaft Europa. Fragen nach ihrer Kompetenz beantwortet sie prompt: BürgerInnenbeteiligung in der EU und deren demokratischer Aufbau, Jugendarbeitslosigkeit und Bildungspolitik sind ihr wichtig. Aufmerksamkeit erregte sie in Erfurt mit einem anderen Thema: Europol. Ilka Schröder fordert eine parlamentarische Kontrolle der Polizeibehörde.
„Die höchste Priorität hat jetzt die Politik“, sagt die Studentin, die sich in die Arbeit als Abgeordnete stürzen will. Denn das Wichtigste sei ihr, erklärt sie mit Nachdruck, „daß ich meine Ideen umsetzen kann“. Der geringe Einfluß des Europaparlaments scheint sie nicht zu stören. Schmunzeln mußte Ilka Schröder aber über ihre Freunde. Die dachten, sie sei von den Grünen für ein Jugendparlament nominiert worden. Doch der grüne Fratz für Europa will Politik nicht üben. Ilka will sie machen. Jutta Wagemann
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