: Pariser Bank auf Raubzug
■ Die Banque Nationale de Paris will Paribas und Société Générale übernehmen und so zur weltgrößten Bank werden
Berlin/Paris (taz/AFP/rtr) – Eine feindliche Übernahme gigantischen Ausmaßes wurde am Dienstag abend in Frankreich angekündigt. Die Banque Nationale de Paris (BNP) will gleich zwei Großbanken schlucken und dadurch deren geplante Fusion verhindern. Die beiden Opfer, Paribas und Société Générale (SG), hatten erst vor fünf Wochen ihre Fusion zur zweitgrößten Bank Europas beschlossen. Gelingt der BNP-Plan, würde unter dem Namen SBP die größte Bank der Welt entstehen mit einer Bilanzsumme, die nach Angaben der BNP bei 850 Milliarden Euro (1,67 Billionen Mark) liegt.
Die Verwaltungsratsvorsitzenden von Paribas und Société Générale, André Lévy-Lang und Daniel Bouton, fühlen sich brüskiert und nannten das Vorhaben „abenteuerlich“. Mit ihnen habe vorher niemand gesprochen. BNP-Chef Michel Pébereau bezeichnete gestern auf einer Pressekonferenz den Fusionsplan von Paribas und SG süffisant als eine „intelligente und innovative Initiative“, die jedoch ein Manko habe: Durch die Zweier- Fusion werde die Geschäftsbasis nicht verbreitert, weil die beiden Banken in zu ähnlichen Feldern aktiv seien. Die BNP wolle nun die Initiative „vervollständigen“.
Bis zum Jahr 2002 sollen die Einsparungen durch die Übernahme bis zu 1,27 Milliarden Euro (2,48 Milliarden Mark) jährlich betragen. Die Gewerkschaft CFTC warnte daraufhin sofort vor „verheerenden Folgen“ für die Beschäftigten. Auch Analysten halten die Ankündigung des BNP- Chefs, es werde keine Massenentlassungen geben, für wenig stichhaltig. Vermutlich deshalb reagierte die französische Regierung gestern auch eher zurückhaltend. Wirtschaftsministerium und Zentralbank teilten lediglich mit, sie wollten die Auswirkungen der Fusion überprüfen.
Die Europäische Währungsunion löste in ganz Europa Bemühungen um eine Konsolidierung im Bankgewerbe aus. Nach der Fusion von Deutscher Bank und Bankers Trust gab es in letzter Zeit vor allem in Spanien und Italien größere Zusammenschlüsse. Vorerst spielten die Banken vor allem die nationale Karte, sagte ein Analyst. Grenzüberschreitende Fusionen seien noch die Ausnahme. In Deutschland löste die Nachricht aus Frankreich kurzfristig erneute Spekulationen über die mögliche Fusion von Dresdner und HypoVereinsbank aus. lieb
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