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Taumelnde Kinder

Am Freitag beginnt – schon wieder – der Frühjahrsdom auf dem Heiligengeistfeld  ■ Von Eberhard Spohd

„Der Dom ist und bleibt ein Familienfest“, behauptete gestern Manfred Trümper. Ob es dem häuslichen Frieden dient, wenn Eltern ihre Töchter und Söhne zunächst mit Apfelkrapfen, Liebesäpfeln und Lebkuchenherzen mästen, um sie daraufhin im „Kinder-Taumler“ durchschütteln zu lassen, ließ der Leiter des Domreferats der Wirtschaftsbehörde offen. Der Ansatz ist auch beim am Freitag beginnenden Frühjahrsdom der gleiche geblieben.

„Wir wollen eine familiengerechte und -taugliche Veranstaltung schaffen.“ Prägend seien darum nicht mehr die Überkopffahrgeschäfte, die Besucher forderten wieder vermehrt nostalgische Vergnügungen wie Kettenkarussell oder Riesenrad.

Außerdem lockt das erste Volksfest dieses Jahres auf dem Heiligengeistfeld mit einer surprise extraordinaire: Das französische Dorf „Petit Paris“ bietet seinen Gästen Essen und Trinken wie Gott in Frankreich – „und dies ist kein leeres Versprechen“, betont Trümper. Für das superbe Vergnügen wurde eigens auf die Plazierung einer großen Achterbahn verzichtet. An deren Stelle sollen sich vier Elemente mischen: französische Kulissen nach Art der Schlösser der Loire, französische Gastronomie mit Austern, Schnecken und Froschschenkeln, französisches Flair, vermittelt durch Chansonnières und Akkordeonspieler und die deutsche Lust am Feiern.

Im „Petit Paris“ wird am Freitag denn auch Bausenator Eugen Wagner (SPD) das vierwöchige Spektakel im Beisein des französischen Generalkonsuls Dominique Lassus eröffnen – und zwar mit den traditionellen drei Böllerschüssen. Die Schausteller hoffen auf regeres Treiben als im vergangenen Jahr, als sie wegen des schlechten Wetters etwa 20 Prozent weniger Umsatz machten als erwartet. „Zumal am 1. April die leidige Ökosteuer mit ihren zwei Pfennig mehr pro Kilowattstunde Strom kommt“, wie der Vorsitzende der Schausteller im Hamburger Landesverband der ambulanten Schausteller, Bernd Simon, leidvoll betonte.

Dennoch wollten die fahrenden Unternehmer „in diesem Jahr keine Preiserhöhungen in den Raum stellen“. Simon hofft darauf, daß „die Besucher das zu schätzen wissen“ und wieder mehr Geld bei den 267 Schaustellerfamilien mit ihren 26 Fahr- und 14 Belustigungsgeschäften, den 16 Schieß- und mehr als 60 Freßbuden ausgeben werden.

Übringens wirkt der Taumler für die Lütten gar nicht so schlimm, schließlich handelt es sich nur um einen „Kinderwellenflieger“. Das werden die schon durchhalten, auch mit mehreren Pfund Süßigkeiten im Magen.

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