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Grün liebt Rot

■ Schleswig-Holsteins Grüne in trauter Harmonie mit der SPD und sich selbst

Das grüne Trio präsentierte sich wahlkampflustig und harmonisch, so, als habe sich die Presse in den vergangenen Monaten Krise und Streit um Führung, Struktur und Personen bei den Grünen in Schleswig-Holstein ausgedacht. Nach drei Jahren rot-grüner Regierungstätigkeit in Kiel ziehe sie „eine erfolgreiche Bilanz“, sagte Fraktionschefin Irene Fröhlich gestern. Und ihre Parteifreunde Karl-Martin Hentschel, parlamentarischer Geschäftsführer, und Fraktionsvize Monika Heinold nickten.

Vorbei die Zeiten, da Fröhlich sich öffentlich beklagte, Ministerpräsidentin Simonis' SPD habe die Grünen „noch nie gemocht“. Im Gegenteil: Hentschel lobte, „wir haben mehr erreicht als andere rot-grüne Koalitionen“. So hätten die Grünen im ländlich geprägten Schleswig-Holstein ökologische Bauweisen durchsetzen können, von denen rot-grüne Regierungen in Hessen oder Nordrhein-Westfalen angesichts der dortigen Widerstände von Wirtschaft und Industrie nur träumen könnten.

Monika Heinold erklärte, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Fraktionen sei „besser und dialogorientiert“ geworden, kurz: Die Grünen wollen eine Fortsetzung der Koalition nach der Landtagswahl in einem Jahr und werden dieses Ziel am Samstag auf dem Kleinen Parteitag in Kiel in einem Leitantrag zur Debatte stellen. Dazu bekannt hat sich auch der gesamte Parteivorstand einschließlich des Sprechers Peter Swane, der zuletzt mangelndes grünes Profil beklagt und Umweltminister Rainder Steenblock offen kritisiert hatte.

Doch bei aller verbreiteten Einmütigkeit bleibt den Grünen genug Zündstoff: Fröhlich konstatiert in den Auseinandersetzungen um den Parteikurs strukturelle Defizite „in der Verzahnung von Fraktion und Landesvorstand“. Die Aufhebung der Trennung von Amt und Mandat wird mittelfristig nicht mehr ausgeschlossen, und auch das mögliche Ende der traditionellen Doppelspitze könnte in der Strukturdebatte für Wirbel sorgen. hh

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