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Polizisten vermuten Racheakt

■ Nach Korruptionsaffäre nur noch ein LKA-Beamter in Haft. Von ihm überführter Rumäne soll Hauptbelastungszeuge sein

Die Korruptionsaffäre im Landeskriminalamt (LKA) sorgt in der Behörde für große Verunsicherung. Die vier beschuldigten Kripobeamten „galten als absolut integer und über jeden Verdacht erhaben“, verlautete aus Polizeikreisen. Es sei „durchaus vorstellbar“, daß die Beamten einer Intrige der organisierten Kriminalität zum Opfer gefallen seien und es sich bei den Korruptionsvorwürfen um einen gezielten Racheakt rumänischer Banden handele.

Die vier Kripobeamten waren, wie am Dienstag berichtet, wegen Verdachts der Bestechung festgenommen worden. Gegen den 42jährigen Kriminaloberkommissar Holger L. und den 58jährigen Kriminalhauptkommissar Manfred F. wurde Haftbefehl erlassen. Der Jüngere wurde gegen eine Kaution von der Haft verschont, der Ältere sitzt in U-Haft. Die anderen beiden wurden vom Dienst suspendiert. Die Polizisten stehen im Verdacht, Bestechungsgelder von rumänischen Straftätern angenommen zu haben. Die Beamten sollen ihnen unter anderem Tips für Einbrüche gegeben haben. Angeblich soll es bereits seit Sommer 1997 Gerüchte gegeben haben, wonach Beamte von rumänischen Straftätern bestochen worden sein sollen.

Justizsprecherin Michaela Blume zufolge wurden bei Durchsuchungen an 21 Orten mehrere Kisten Beweismaterial sichergestellt, das zur Zeit ausgewertet werde. Blume weigerte sich, Gerüchte zu kommentieren, wonach das einzige Indiz gegen die Beamten die belastende Aussage eines in Brandenburg inhaftierten rumänischen Bandenchefs sei. Der Rumäne ist zu insgesamt 28 Jahren Haft verurteilt worden. Wie aus dem LKA verlautet, war der Kripobeamte Manfred F. seinerzeit „maßgeblich an der beweissicheren Überführung des Rumänen beteiligt“. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GDP), Schönberg, wies gestern darauf hin, daß „auch“ für Polizeibeamte bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung gelte. Aber wenn an der Sache etwas dran sei, „müssen wir uns von diesen Leuten trennen“. plu

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