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■ QuerspalteFormally known as Reichstag

Sie haben gestritten, sich in den weißen Haaren gelegen, wenn's dann mal hoch herging, auch wohl am Toupet des gegnerischen Altersgenossen gezupft, Vor- und Nachteile und das Gewicht mutmaßlicher historischer Implikationen erwogen die Alten. Das ist ihr gutes Recht. Dafür werden sie bezahlt. Nun kam es zu einem Ergebnis: Auf den Schildern im künftigen Parlamentsviertel wird auf den Reichstag, in dem ab dem 19. April der Bundestag tagen soll (ganz bezeichnenderweise einen Tag vor dem Geburtstag – ach, lassen wir das) ab sofort mit mit der Bezeichnung „Plenarbereich Reichstagsgebäude“ hingewiesen. Darauf hat sich am Donnerstag der Ältestenrat des Bundestags verständigt und damit eine langwierige Diskussion beendet. Offiziell heißt „das Ding“ (in dem von nun an die Dingens dingsen werden) nun also in der Oberzeile: „Deutscher Bundestag“ in der Unterzeile „Plenarbereich Reichstagsgebäude“. Es wird darum gebeten, Ober- und Unterzeile nicht zu verwechseln.

Während Grüne, SPD und der Bundestagspräsident Ossi- Bär (SPD) für „Plenarsaal oder Plenargebäude“ tendierten, hatten sich FDP und CDU für „Reichstagsgebäude“ stark gemacht. Die Lösung sei „ein Akt unbewußter Weisheit“, so der Tagesspiegel, warum auch immer. Ein Kompromiß allerdings, bei dem die SPD und Grüne den „Kürzeren“ gezogen zu haben scheinen: Während CDU/FDP ihr „Reichstagsgebäude“ durchsetzen konnten, ist von den Regierungskoalitionsvorschlägen allein „Plenar“ übriggeblieben. Wes Vorschlag „Bereich“ gewesen sein mag, verschweigen die Meldungen. Darüber, ob „reich“ den Besserverdienenden der FDP geschuldet sein mag, wird in der aufgeweckten Öffentlichkeit noch zu debattieren sein.

Ich persönlich finde alles sehr gut und würde demnächst gerne eine Kolumne mit dem Titel „Im Plenarbereich Bundestag, formally known as Bundes-, formally known als Reichtstag, am Nebentisch belauscht“ schreiben. Detlef Kuhlbrodt

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