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Planung am Bahnhofsplatz – ein Flop?

■ Der Bremer Bahnhofsplatz ist bis heute nicht verkauft / Damit muß der Umbau des Platzes über Kassenkredite zwischenfinanziert werden / Ist die Stadt auf ein Schein-Angebot hereingefallen?

Kein Umbau des Bahnhofsplatzes für den ÖPNV ohne gleichzeitigen Neubau eines siebenstöckigen Geschäfts- und Bürohauses. Das hatte vor zwei Jahren Bremens Bausenator Bernt Schulte (CDU) einmal gesagt. Zwischen dem großen und modernen Straßenbahn-Bahnhof und der Hochstraße soll es entstehen, den früher eher häßlichen Platz für die City gewinnen – und nicht zuletzt mit den Verkaufserlösen für das Grundstück die Baumaßnahmen finanzieren helfen. Das Finanzressort quält sich jedoch seit Monaten, den immer teurer werdenden Umbau mit Kassenkrediten zwischenzufinanzieren, der Verkauf des attraktiven Grundstückes droht derweil zur peinlichen Pleite zu werden.

Obwohl 1997 mit der Augsburger Firma Walter-Bau-AG ein seriöser Partner gefunden war, der den Bau bis Ende 1999 fertigstellen wollte, hatte der Bremer Finanzsenator das Grundstück vor einem Jahr ausgeschrieben. Die Experten von Walter-Bau hatten konkrete Pläne gemacht und erklärt, 15 Millionen Mark wollten sie seriös für das Grundstück zahlen. Bremen wollte mehr, in der Ausschreibung wurde als Kaufpreisvorstellung „25 Millionen DM“ genannt. Und dann gab es ein Angebot der Stuttgarter Gruppe Widerkehr, deren Kerngeschäft die Gebäudereinigung ist, das bei 25,5 Millionen Mark lag. Widerkehr erhielt den Zuschlag. Wie die Gruppe den Bau allerdings finanzieren wollte und wie sie eine um 66 Prozent höhere Rendite erwirtschaften wollte, das fragte damals offenbar niemand so recht genau.

Ein halbes Jahr verstrich. Im Februar 1999 wandte sich Martin Widerkehr an den renommierten Bremer Makler Hahm & Brieger mit der dringenden Bitte, ob er mit „Makler-Alleinauftrag“ Mieter für das Gebäude besorgen könnte. Widerkehr schickte einen Vertragsentwurf, aus dem hervorgeht, daß der Bau nur dann beginnen soll, wenn 90 Prozent der (teuren) Geschäftsflächen und 70 Prozent der Büroflächen für einen Zeitpunkt „frühestens zum, 1.7.2001“ verbindlich vermietet sind. Ganz offensichtlich hat die Widerkehr-Gruppe keine Ahnung, welche Mieterträge aus der Vermietung des Gebäudes zu erzielen sind.

Der Makler Henryk Hahm war derjenige, der für die Walter-Bau-AG die Kalkulation auf einen Kaufpreis von 15 Millionen Mark gemacht hat. Den Auftrag, jetzt für fast den doppelten Preis verbindliche Mieter unter Vertrag zu nehmen, lehnte Hahm dankend ab – als unseriös.

Im Streit um den Kaufpreis spielt die Frage eine wichtige Rolle, ob die Zentralbibliothek in das Gebäude am Bahnhofsplatz einziehen soll. Damit hätte der Bauherr einen sicheren Mieter und viel Laufkundschaft anzubieten. Walter-Bau wollte drei Millionen Mark mehr Kaufpreis anbieten, wenn er eine Zusage für die Zentralbibliothek gehabt hätte. Nach offizieller Lesart ist bis heute nicht entschieden, wohin die Bibliothek gehen soll. So sehen es jedenfalls die zuständige Bildungssenatorin und auch der Bausenator.

Die von Walter-Bau wissen mehr: Am 13. Mai 1998 wurde ihnen von dem damaligen Abteilungsleiter im Finanzressort, Ulrich Keller, mitgeteilt, „bereits 1997“ sei „definitiv beschlossen“ worden, daß die Zentralbiliothek ins Polizeihaus kommt. Denn drei Herren der Walter-Bau-AG waren dabei, als Keller – so ein Gesprächs-Vermerk der Baufirma – erklärte, „daß jegliche Gespräche in dieser Sache, die eventuell mit Senatoren persönlich, inklusive dem Senator für Finanzen, der WfG oder dem Senator für Bildung geführt wurden oder werden, nicht relevant wären“.

K.W.

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