Wörterarbeit
: Kennen Sie SMORP?

■ Den Buchstaben folgen die Bilder: Adib Fricke produziert künstliche Wörter

„Hammer!“ brüllt der Meister von der Leiter. Daß ihm der Lehrling darauf flugs das Werkzeug reicht, hat Ludwig Wittgenstein in den „vermischten Bemerkungen“ erstaunt. Dagegen läßt Sprache in der Kunst das Sichtbare eher verschwinden. An diese Widerborstigkeit hat man sich gewöhnt, seit René Margritte „Dies ist keine Pfeife“ unter das Bildnis einer Pfeife geschrieben hat.

Inzwischen ist es um das Verhältnis von Kunst und Sprache allerdings besser bestellt: Vor vier Jahren hat der in Berlin lebende Künstler Adib Fricke sogar eine Firma namens „The Word Company“ gegründet, die mit Wörtern handelt. Am Computer erfindet er nach dem Zufallsprinzip Wörter wie AVANZ, FLOGOS oder MIPSEL, deren Bedeutung nicht festgelegt ist. Wer will, kann sich ein solches Phantasiewort kaufen und an die Wand malen lassen – einen möglichen Sinn darf der Besitzer dem Wort selbst zuschreiben. Umgekehrt kann auch jeder Betrachter, dem Frickes Wörter im Museum, in der Galerie oder auf den Seiten dieser literataz begegnen, dem Namen ein Ding geben. Schließlich ist in der Kunst alles eine Frage der Kommunikation.

Dabei versteht sich der 1962 geborene Fricke nicht so sehr in der Tradition von Konzeptkünstlern wie Joseph Kosuth oder Lawrence Weiner, bei denen Wörter im Kunstkontext die konkrete Zeichenebene ins Imaginäre verschieben. Vielmehr spiegeln seine Sprachspiele einen hellsichtigen Umgang mit zeitgenössischen Medien wieder. Was dort als Information von Bildschirmen und Textseiten herunterrieselt, wird bei Fricke quasi auf die Materialität überprüft, denn „das Wort muß von der Maschine abgelöst werden“. An die Stelle der Textverarbeitung tritt nun das Zeichen als Objekt seiner selbst. Es sind Prototypen der Kommunikation, vielleicht werden sie irgendwann aber auch als humorvolle Allegorien auf das „Betriebssystem Kunst“ gelesen.

Bis zum 30. April ist Frickes „Wörterarbeit“ in der Berliner Galerie Barbara Weiss zu sehen; vom 28.3. bis 24.5. ist er an der Ausstellung „Talk.Show“ im Wuppertaler Von-der- Heydt-Museum beteiligt (weitere Informationen unter www.thewordcompany.de). hf