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Trotz Bomben: Kosovo leidet

■ Für die Bevölkerung der südserbischen Provinz haben die Nato-Angriffe auf Jugoslawien keine Erleichterung gebracht: Unvermindert wird die Offensive Belgrads gegen die albanische Bevölkerung fortgesetzt, Tausende fliehen

Skopje/Pristina (rtr/dpa/AFP) – Derzeit deutet nichts darauf hin, daß die Luftangriffe der Nato auf Jugoslawien ihr Ziel, eine humanitäre Katastrophe abzuwenden und weiteres Leid der Zivilbevölkerung im Kosovo zu verhindern, erreichen. Im Gegenteil: Der Tag nach den Angriffen wurde im Kosovo zum Tag der Abrechnung. So hätten serbische Polizeieinheiten offenbar Racheakte an Kosovo-Albanern verübt. Korrespondenten der Deutschen Welle (DW) hätten beobachtet, wie zahlreiche Menschen „mißhandelt, verhaftet oder erschossen“ worden seien, meldete der Sender gestern.

Der ARD-Korrespondent Elias Birdel berichtete, die Serben seien gegen prominente Albaner vorgegangen. In der Nacht zu Donnerstag seien ein Anwalt, der sich in Menschenrechtsfragen engagiert habe, sowie seine beiden Söhne verschleppt worden. Es gebe Gerüchte, der Anwalt sei exekutiert worden. Zudem sei ein Schriftsteller in Mitrovica erschossen worden.

Unter den Albanern herrsche Panik, daß mit ihnen abgerechnet werde, bestätigte auch ein Reporter der spanischen Zeitung El Mundo, der gestern im makedonischen Blace eintraf. Dabei gehe die Gefahr weniger von der Polizei als von bewaffneten serbischen Zivilisten aus.

In der Region Podujevo gab es nach Angaben der Korrespondenten weiter schwere Kämpfe. Serbische Streitkräfte hätten in großem Umfang mit der Vertreibung von Kosovo-Albanern aus Podujevo begonnen, Menschen würden „auf der Straße wie Tiere erschossen“. Die serbischen Streitkräfte setzten ihre Offensive ungebrochen fort, berichtete die ARD.

Unterdessen haben die Bonner Ausländerbeauftragte Marieluise Beck sowie private Hilfsorganisationen rasche Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge aus der Region gefordert. Beck erklärte gestern, inzwischen seien rund 460.000 Menschen aus dem Kosovo auf der Flucht. 200.000 hätten sich bereits in die Nachbarländer oder nach Westeuropa geflüchtet. Die Nachbarn richteten sich darauf ein, größere Flüchtlingskontingente aufzunehmen.

Tagesthema Seiten 2 bis 6

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