piwik no script img

Nicht immer macht Familiengründung Spaß

■ Bertelsmann will seine RTL-Sender auf die Reihe bringen und plant daher, sie allein zu beherrschen

Mit der RTL-Senderfamilie ist es so eine Sache. Als Helmut Thoma noch Chef bei RTL war, und Bertelsmanns Fernsehflaggschiff sich noch Marktführer nennen durfte, da gehörte die Passage von der RTL-Familie in jedes Interview des Österreichers. Kein Wunder: Zwar hat sich Bertelsmann ein hübsches Paket von Fernsehsenderbeteiligungen erarbeitet, aber diese Bälger nie so recht im Griff gehabt. Jeder machte, was er wollte. Doch erst, wenn man Filme und Sportrechte unter seinen Sendern hin- und herreichen kann, wirft das TV-Geschäft die dicksten Renditen ab.

So träumte Bertelsmann lange Zeit von einer ordentlichen ertragreichen Familie, in der die Mutter das alleinige Sagen hat. Aber da waren auch noch andere Träume: Mit dem Pay-TV wollte Bertelsmann die digitale Zukunft erobern und stürzte sich daher u.a. mit dem Sender Premiere in diverse Abenteuer, bei dem es die eine oder andere blutige Nase von der Kirch- Gruppe und auch von den Monopolwächtern setzte.

Helmut Thoma ist weggemobbt, Premiere wurde vergangene Woche an die Kirch-Gruppe verkauft – Zeit, wieder an die Familiengründung zu denken. Nun scheinen die Bemühungen Früchte zu tragen: Bei den Sendern Super RTL und RTL 2 verhandelt der Konzern seit längerem mit seinen Partnern über die Übernahme der Mehrheit. Bei beiden scheint nun eine Lösung bevorzustehen. Mit dem Disney-Konzern, Partner bei RTL, hatte sich die Bertelsmann-Tochter CLT-Ufa schon vor geraumer Zeit geeinigt, daß die Europäer den Sender allein weiterführen. Nun seien die Verhandlungen beendet, berichten verschiedene Medien. Bei RTL 2 verhandelte Bertelsmann mit Disney und dem Filmhändler Herbert Kloiber, um seinen Anteil auf die Unternehmensmehrheit auszubauen. Den Berichten zufolge sind nur noch letzte Details zu klären. Bertelsmann-Vorstand Michael Dornemann hatte der Süddeutschen Zeitung gesagt, man wolle RTL, RTL 2 und Super RTL „noch enger miteinander verzahnen“. Weiter unwahrscheinlich ist eine Aufnahme des Senders Vox, den Bertelsmanns CLT-Ufa u.a. zusammen mit Rupert Murdoch betreibt. „Wir sind in Verhandlungen, und es sind gute Verhandlungen“, wollte Ingrid Haas von der CLT-Ufa gegenüber dem Fachdienst Kontakter nur bestätigen.

Die Probleme mit der Familiengründung hatten ihren Grund auch in der Vielzahl der Partner, mit denen die Bertelsmänner wegen der vormaligen deutschen Mediengesetze zusammengingen. Nun wollen sie Ordnung schaffen. lm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen