: Das erste Nato-Kampfflugzeug ist abgestürzt. Das stärkt die Entschlossenheit von Milosevic. Die Bombardierung von Zielen in Jugoslawien wird noch intensiver. Das stärkt den Zusammenhalt der Bevölkerung in Milosevics Reich. Und die serbische
Das erste Nato-Kampfflugzeug ist abgestürzt. Das stärkt die Entschlossenheit von Milošević. Die Bombardierung von Zielen in Jugoslawien
wird noch intensiver. Das stärkt den Zusammenhalt der Bevölkerung in Miloševićs Reich. Und die serbischen Truppen jagen die Kosovo-Albaner
Fünf Tage Krieg und noch kein Ausweg
Gestern, am fünften Tag des Nato-Angriffs auf Jugoslawien, bekräftigten die USA noch einmal ihre Entschlossenheit, den Krieg bis zum Einlenken des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević weiterzuführen. Rußland dagegen versucht einen weiteren Vermittlungsversuch. Eine Moskauer Delegation, der neben dem früheren Ministerpräsidenten Jegor Gaidar auch der ehemalige stellvertretende Vize-Ministerpräsident Boris Nemzow und Ex-Finanzminister Boris Fjodorow angehören, reiste zu Gesprächen mit Milošević nach Belgrad. Gaidar erklärte gegenüber dem russischen Fernsehsender NTV, die Gruppe hoffe, ein Ende der Nato-Angriffe auf Jugoslawien und eine Wiederaufnahme der Kosovo-Verhandlungen erreichen zu können. Ihre Reise werde von Präsident Boris Jelzin unterstützt.
Zuvor hatte der russische Außenminister Igor Iwanow das UN- Waffenembargo gegen Belgrad für hinfällig erklärt. Wegen der Luftangriffe sehe Moskau die Gültigkeit der UN-Resolution 1160, die ein Verbot von Waffenlieferungen an Belgrad vorsieht, für nicht mehr gegeben, sagte Iwanow vor der Duma in Moskau. „Derzeit versuchen wir, die Aggression mit allen politischen Mitteln zu stoppen. Wenn das scheitert, ziehen wir alle notwendigen Maßnahmen in Betracht, um auf diese Aggression zu antworten.“
Auch die russische Staatsduma verurteilte die Nato-Luftangriffe in scharfer Form. Das Parlament stelle sich „energisch“ gegen die „Aggression der Nato“. Sie stelle eine „grobe Verletzung der UN- Charta und der Normen des internationalen Rechts“ dar.
Am Samstag hatten sich die Außen- und Verteidigungsminister der Ukraine, Boris Tarassjuk und Olexander Kusmuk, in Belgrad um Vermittlung bemüht. Sie äußerten sich nach dem Gespräch zurückhaltend über Erfolgsaussichten.
Unterdessen verteidigten westliche Politiker gestern erneut die Luftangriffe auf Jugoslawien und forderten Milošević dringend zum Einlenken auf. Nach dem Verlust eines Tarnkappen-Kampfbombers F117A in Jugoslawien bekräftigte US-Präsident Bill Clinton, daß die Angriffe weitergehen müßten. Die brutale Unterdrückung durch die serbischen Streitkräfte unterstreiche die Notwendigkeit, daß die Nato weitermache.
Bundesaußenminister Joschka Fischer bezeichnete die Lage der Bevölkerung im Kosovo als sehr ernst. Es gebe dort nach vorliegenden Nachrichten von serbischer Seite „eine Politik der Gewalt“ gegen Zivilisten, die nicht hinnehmbar sei. Milošević bleibe aufgerufen, die Gewalt zu beenden.
Der französische Staatschef Jacques Chirac bat den russischen Ministerpräsidenten Jewgeni Primakow um Einflußnahme auf Belgrad zur baldigen Beendigung des Konfliktes um das Kosovo. In einem Telefonat in der Nacht zum Sonntag erklärte Chirac Primakow, daß Moskau „eine wichtige Rolle bei der Suche nach einer friedlichen Lösung des Kosovo- Konflikts“ spiele. Frankreichs Außenminister Hubert Vedrine unterstrich gegenüber der Sonntagszeitung Le Journal du Dimanche, die Welt erwarte von Milošević ein „vernünftiges und realistisches Signal“ zur Annahme der Vereinbarungen. Damit könne er jederzeit die Angriffe der Nato stoppen.
Der italienische Ministerpräsident Massimo D'Alema bezeichnete einen Rückzug der serbischen Sondereinheiten aus dem Kosovo als Mindestvoraussetzung für neue Verhandlungen. Der Nato-Einsatz und die beschlossene Eskalation der „Phase zwei“ sei nötig, um dieses Ergebnis zu erreichen. D'Alema hatte am Donnerstag mit seiner Forderung nach Verhandlungen mit Milošević für Irritationen in der Nato gesorgt. Am Freitag stellte er klar, daß dies kein Ende der Solidarität mit den Verbündeten bedeute. Ebenfalls am Freitag hatte das italienische Parlament die Regierung aufgefordert, sich in der Nato für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Jugoslawien einzusetzen. (AFP/rtr/dpa)
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