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Hohles unterm Perücken-Dutt

■ Ha ha, hi hi: Die Entertainerin Sissi Perlinger bringt auf der Bühne nur noch fernsehgerechte Unterhaltung zustande

Frau Perlinger, was haben Sie sich denn dabei gedacht? „Ooooch, nicht viel“, wird der busenverliebte Comedy-Star unter einem monströsen Perlen-Federn-Perücken-Dutt-Kopfputz hervorperlen, und nicht viel denken scheint heute im Trend zu sein. Das Publikum in der Oldenburger Kulturetage fand es jedenfalls ziemlich Kult, was die Perlinger so aus der Beziehungskiste hervorkramte.

Madame Sissi persifliert gerne die moderne Frau, die sich ihre Lebensweisheiten aus den Rubriken von „Brigitte“ und „Amica“ zusammenbastelt und ihren italienischen Freund Luigi zum Bäumeumarmen in den Wald schleift, um anschließend mit ihm Tofu-Tiramisù zu löffeln. Stimmlich und tänzerisch hat die Perlinger eins drauf – nämlich Perfektion. Doch in der Persiflage läuft ihr Luigi alias Jan Christoph Scheibe den Rang ab.

Der Hamburger Musiker sitzt als tuntiger Engel mit wippendem Sternenkränzchen verbrämt am „Scheibophon“, einer drehbaren Percussionvorrichtung mit eingebautem Synthesizer. Auf Zuruf macht er mit einem improvisierten Schlagerwunschkonzert den Einheizer: Nina Hagen und Hans Albers singen auf Türkisch „Männer sind Schweine“. Das scheint auch die Grundmessage von Frau Perlinger zu sein: Jungs sind nicht wie Käse, denn der reift noch, ha ha. Sissis Männer outen sich: „Ich bin erst drei“ – nicht sie, nur ihre Spielzeuge sind gewachsen, und mit dem Abstieg ihres Fußballclubs bekommen sie hysterische Weinkrämpfe und keinen mehr hoch. Derart leidgeprüft müssen sie noch Geld verdienen, um ihren Frauen schöne Kleidchen zu kaufen – was bei Sissis Geschmack ja durchaus zum Ruin führen kann.

Da werden Beziehungsstereotypen und Rollenbilder der Fünfziger verhohnepiepelt, und das mag diese Generation ja witzig finden, da sie heute – durch die Siebziger geläutert – mit einiger Distanz sich selbst veräppelt. Ein tuntiger Engel und das Wort „multipler Orgasmus“ lösen seit der Rocky Horror Show aber wohl kaum noch wohlige Schauer des Verbotenen aus, sondern gehören schon zum Inventar fernsehgerechter Unterhaltung. Dem Liveauftritt der „letzten Druidin“ – so die literarische Selbstbezichtigung von Frau Perlinger – hätte man aber gerne zugetraut, daß ihr trashiges Outfit auch mit entsprechender Substanz gefüllt wird. Doch die Hülle blieb hohl.

Allenfalls gelangen der Entertainerin Geschmacklosigkeiten, wo sie sich um Inhalt bemühte: Ihr Kopf schlüpft in den aufgerissenen Unterleib der Puppe Frau Schöffelmeyer, und hier singt sie als Embryo von dem besseren Leben, das er sich mit anderen Chromosomen von einem zahlungskräftigen Papa erhofft: „Bitte Mama, laß mich gehen“, erfleht das Fötchen Abtreibung und Erlaubnis zur Seelenwanderung. Das war nicht Kult, nee, das war richtig schlecht: männerfeindlich und frauenverachtend und wohl irgendwie eher biographisch motiviert. Aber nicht alle sind schließlich hirnamputierte „Schlüsselreiztusneldas“ oder penisfixierte Muttersöhnchen mit narzißtischen Wahnvorstellungen. In diesen unintelligenten Klischees sind Sie steckengeblieben, Frau Perlinger, und das ist heute mehr als peinlich: Es ist schließlich Krieg. Und raten Sie mal, wer da sein Spielzeug ausprobiert? Doch dazu schwieg die letzte Druidin. Marijke Gerwin

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