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Öffentliche Hand soll schöner bauen

Was der neue Oberbaudirektor Jörn Walter in Hamburg ändern will  ■ Von Gernot Knödler

Zwei mit großen Buchstaben bedruckte A4-Bögen und ein auf der Rückseite bekritzeltes Faltblatt haben dem neuen Hamburger Oberbaudirektor Jörn Walter gestern genügt, um in groben Strichen sein Konzept für die kommenden neun Amtsjahre zu skizzieren. Zwei Trends sieht der Nachfolger Egbert Kossaks dabei: Hamburg werde immer mehr Dienstleistungsarbeitsplätze und immer weniger Jobs in der Produktion bieten. Und die Stadt werde zunehmend fremdsprachige, sozial ungesicherte Zuwanderer aufnehmen. Beides bedeute, „daß wir uns darauf einstellen müssen, Hamburg als Metropole auch international präsentabel zu machen“, sagte Walter.

Erreichen will das der neue Mann in der Stadtentwicklungsbehörde, indem expandierende Wirtschaftszweige und die kleinen Betriebe in den Stadtteilen städtebaulich gefördert und Problemviertel stabilisiert werden, um die Integration der Einwanderer zu erleichtern und indem „weiche“ Standortfaktoren, wie die Art des Wohnungsbaus und die ökologische Qualität des Stadtlebens, betont werden. Dresden, wo Walter Leiter des Stadtplanungsamtes war, sei ein Beispiel dafür: Weil es ein schöneres Umland und bessere Wohnungen zu bieten hatte, sei es von Industrieunternehmen häufig der Stadt Leipzig vorgezogen worden.

Gerade die Projekte der großen städtischen Wohnungsunternehmen sind für Walter eine Gelegenheit, konkret etwas zu verbessern. Sie hätten in der Vergangenheit zwar „ordentlich und solide“ gebaut, gleichzeitig aber Potentiale verschenkt. Er wünsche sich, daß die Stadt wieder mehr zum Träger von Baukultur werde – eine Rolle, die in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker auf private Investoren übergegangen sei.

Ein Beispiel, wo seiner Ansicht nach mehr herauszuholen gewesen wäre, nicht zuletzt weil die Stadt an dem Projekt beteiligt war, ist der Sitz der Umweltbehörde in der Billstraße. Eher nach dem Geschmack des neuen Oberbaudirektors sind die Backsteinbauten an den Fleeten in der City; als „insgesamt gelungen“ bezeichnete er außerdem die Neubausiedlung Allermöhe, ebenso die Bauten am Turmweg in Harvestehude und den Terminal der Englandfähre.

Um mehr „qualifizierte Baukultur“ nach Hamburg zu bringen, befürwortet Walter, das Wettbewerbswesen zu stärken. Es sei „das bewährteste Mittel, um zu guter Architekturqualität zu kommen“. Die „klassischen offenen Verfahren“ wären ihm dabei am liebsten, weil dadurch auch die jungen Architekten Chancen bekämen. Hamburg verschenke hier viel Potential „auf Bundesliga-Niveau“.

Einwände der BürgerInnen gegen Bauvorhaben müßten ernst genommen werden: „Wenn es Kritik gibt, muß das für den Oberbaudirektor und die Investoren Anlaß sein, darüber nachzudenken.“ Zumal die Pläne in manchen Fällen durch die öffentliche Diskussion durchaus verbessert worden seien, wie zum Beispiel das Vorhaben am Holzhafen. Allerdings müßten am Ende eines solchen Abstimmungspro-zesses klare Entscheidungen stehen.

Die Konkurrenz der städtischen Zentren mit Einkaufszentren im Umland will Walter „offensiv angehen“. Das Konzept der Passagen an der Alster habe sich bewährt. Viel kommt für ihn darauf an, wie die Kaufhäuser in der Innenstadt umgebaut würden. Gleichzeitig könne er sich aber durchaus vorstellen, auch Factory Outlet Center (FOC), also den Verkauf ab Fabrik, zuzulassen. Entscheidend sei ihr Standort. Es sei aus seiner Sicht „nichts dagegen einzuzwenden, FOC in der City anzusiedeln“, sagte Walter. Schließlich sei es nicht seine Aufgabe, Wettbewerbspolitik zu betreiben.

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