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Die Heimatfront  ■ Von Fritz Eckenga

Die Karwoche strebt unaufhaltsam ihrem Höhepunkt entgegen. Passionszeit ist Leidenszeit. Doch nicht alle Abendländler arbeiten konsequent am höheren Auftrag. Während sich nämlich Millionen deutscher Zivilisten an den Stränden der mediterranen Nato-Verbündeten die Ostereier schaukeln, fliegen ihre uniformierten Volksgenossen humanitären Einsatz um Einsatz im Slawenland. Aber nicht nur das Militär hat jetzt Urlaubssperre.

Denn während die deutschen Friedensbomber mit chirurgischer Präzision die bösen aus den guten Serben herausoperieren, halten Politiker und Journalisten die Stellung an der Heimatfront. Unermüdlich stehen sie Sondersitzung um Sondersitzung ihren Mann. Auch die Frauen. Selbstlos und unter Aufbietung letzter Reserven bestreiten sie Sondersendung um Sondersendung. Um dem Teil des deutschen Volkes, der nicht in die Osterferien gefahren ist, die Richtig- und Wichtigkeit des Waffengangs in Jugoslawien zu infundieren. Und vor allem die absolute Notwendigkeit der Teilnahme deutscher Soldaten an den Jubiläumsfeierlichkeiten des altlantischen Verteidigungsbündnisses Nato, das sich zum fünfzigsten Geburtstag einen Angriffskrieg spendiert hat.

Politiker fast aller Lager – Schulter an Schulter – versichern bekümmert, wie schwer es ihnen fiel zu befehlen, deutsche Bomben auf andere Länder zu werfen. Und daß ihre Gedanken stets bei „unseren“ Soldaten und, so die aktuelle Sprachregelung, „bei ihren Familien“ sind. Sicher meinen sie „ihre“ Soldaten, wenn sie „unsere“ sagen. Meine zumindest sind es nicht.

Aber es sind auch die Soldaten der Journalisten. Der Niemitze und Gottliebs, die unablässig in den Wohnzimmern der Republik herumstehen und die Einschläge zählen. Mit knatternder Sperrfeuerstimme und Sorgenfalten tief wie Schützengräben. Nein, es ist keine leichte Aufgabe, endlich wieder mit dabeisein zu dürfen, endlich – nach all den Jahren deutscher Zweitklassigkeit auch Einsätze der eigenen Bombergeschwader zu bejubeln und die Feier der eigenen Wichtigkeit noch irgendwie nach Journalismus aussehen zu lassen.

Sie müssen noch üben, bis sie so überzeugend sind wie ihre großen Vorbilder, so selbstverständlich wie die Stahlmantelarnetts von CNN. Es ist ja auch erst ihr erster eigener Krieg. So dick ist keine Fernsehschminke, daß sie das dankbare Grinsen des Arschgesichts überdecken könnte, wenn der Washington-Korrespondent bestätigt, daß die Amerikaner sich lobend über die deutsche Beteiligung am Waffengang geäußert haben.

Bald werden sie berichten müssen, daß der erste „ihrer“ Soldaten die Heimreise in Plastiksack und Zinksarg angetreten hat. Das wird eine neue Bewährungsstunde für die Politiker und ihre Journalisten. Aber durch dieses Stahlgewitter werden sie auch noch kriechen. Und auch dafür werden sie den slawischen Hitler und serbischen Schlächter Miloevic verantwortlich machen.

Ihre Verlogenheit wird sie davor schützen, sich bei ihm zu bedanken. Dafür, daß er es war, der ihnen und ihrem Deutschland den Wiederaufstieg in die erste Weltliga der zivilisierten Staaten ermöglicht hat.

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