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Auseinandersetzung erwünscht

Ab der kommenden Woche bietet Hamburg ein einzigartiges Programm zur Ausstellung: „Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“  ■ Von Elke Spanner

Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ bildet nicht nur Geschichte ab. Nach vier Jahren intensiver Diskussion hat sie inzwischen selbst eine bewegte Geschichte – zu deren vorläufigem Höhepunkt der vor wenigen Wochen in Saarbrücken verübte Bombenanschlag gehört. „Daran hat sich gezeigt, wie wenig dieser Teil der Geschichte fünfzig Jahren nach dem zweiten Weltkrieg bearbeitet ist“, sagte gestern der Präsident der Hamburger Universität, Jürgen Lüthje. Deshalb wird das Begleitprogramm der Ausstellung, die ab Juni für zwei Monate in der Freien Akademie der Künste zu sehen sein wird, vor allem den Umgang der deutschen Gesellschaft mit ihrer eigenen Geschichte thematisieren. Gestern stellte Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) dieses Programm vor.

Über hundert Vorträge, Diskussionsrunden, Tagungen, Filme und Seminare werden von fünfzig verschiedenen VeranstalterInnen geboten. Mit 70.000 Mark unterstützt die Wissenschaftsbehörde das Begleitprogramm, das von ihr in Zusammenarbeit mit der Universität initiiert wurde. Ausstellungleiter Hannes Heer vom „Hamburger Institut für Sozialforschung“ lobte, Hamburg nehme eine Sonderstellung ein: „Daß eine Wissenschaftsbehörde in einer solch aktiven Rolle in die Diskussion einsteigt, hat es bisher noch nirgends gegeben.“ In den vergangenen vier Jahren wurde die Ausstellung in 32 verschiedenen Städten Deutschlands und in Österreich gezeigt.

Schon ab der kommenden Woche werden Hamburger Hochschulen, Theater, Kinos, Museen, wissenschaftliche Institute und antifaschistische Gruppen und Initiativen unterschiedliche Veranstaltungen anbieten. Die Uni startet ihre Ringvorlesung „Der Krieg in der Nachkriegszeit“ mit Vorträgen über den „Kampf mit der Erinnerung“ oder „Weltkrieg und Holocaust in den Schulbüchern der Nachkriegszeit“. Die Ringvorlesung ist auch für Nicht-Studierende öffentlich.

An ein wissenschaftliches Fachpublikum richten sich hingegen die beiden Tagungen, die das „Hamburger Institut für Sozialforschung“ organisiert. Zum einen soll „Das Foto als historische Quelle“ diskutiert werden, zum anderen „Der deutsche Krieg 1914-1945“. Daneben bietet etwa das Metropolis eine für alle Interessierten zugängliche Filmreihe an. Der Bildungsträger „Arbeit und Leben“ organisiert für Jugendliche ein ganztägiges Seminar über die „öffentliche Auseinandersetzung“ mit der Ausstellung, und das „Theater Schachar“ liest „Briefe und Dokumente aus dem Mädchenkonzentrationslager Uckermark“.

Die Broschüre des Begleitprogramms ist erhältich über Tel.: 42838 2132. Veranstaltungen der Hamburger Uni finden sich auch im Uni-Spezial der taz, das am Sonnabend erscheint.

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