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Rettet das Elbufer – Nullösung am Holzhafen

■ Bürgerbegehren startet: Erste Unterschriften gegen das Bauvorhaben sind eingereicht

Marcus Hiller erscheint im stahlgrauen Anzug, die Hand an einen Alukoffer gefesselt. „Es geht um einen 15-Millionen-Deal!“, sagt der Pressesprecher des Bürgerbegehrens Rettet das Elbufer. Soviel seien die Unterschriften in seinem Koffer wert, weil sie den Handel zwischen dem Senat und den Investoren Büll & Liedtke zunichte machen könnten, der es zweiteren erlaubt, zwischen dem Greenpeace-Speicher und dem Terminal der Englandfähre zu bauen.

Hillers Absicht ist klar: Ergänzend zu den Argumenten, die das Bürgerbegehren gegen das Holzhafen-Projekt unterfüttern, will er das Projekt in ein schiefes Licht rücken. Dabei ist das Kompensationsgeschäft zwischen dem Senat und den Investoren nur ein Teil der Geschichte, die Mitte der 80er Jahre begann, und die die Politiker in Altona wie in der Bürgerschaft jetzt in großer Einmütigkeit zu Ende bringen wollen.

Damals, vor gut einem Jahrzehnt erfand der damalige Oberbaudirektor Egbert Kossak die „Perlenkette am Hafenrand“, der Senat beschloß 1987 entsprechende Leitlinien und mit der wiederaufgebauten Fischmarkt-Halle, dem Wohnstift Augustinum und dem Stilwerk wurden schmucke Glieder eingesetzt. Die Holzhafen-Grundstücke erhielten Büll & Liedtke als Ausgleich für den Schaden, der ihnen 1991/1992 beim Bau der Einkaufspassage Mercado am Bahnhof Altona entstanden war. Weil die Gräber eines jüdischen Friedhofes auf dem Gelände nicht zerstört werden sollten, wurde der Konsumtempel kleiner als geplant und zudem später fertig.

Fünf Jahre lang schließlich verhandelten Altonas Politiker über den am Donnerstag ausgelegten Bebauungsplan Altona-Altstadt 21. „Wenn eine so lange und mit so viel öffentlicher Beteiligung vorbereitete Bebauung nach zwölf Jahren Planung nicht zustande kommt, ist dies ein Menetekel für die Stadtentwicklung“, fürchtet der Alto-naer SPD-Bundestagsabgeordnete Olaf Scholz.

In der Tat hat sich das, was ursprünglich auf den beiden Grundstücken links und rechts des Holzhafens gebaut werden sollte, stark verändert. Waren zunächst zwei riegelartig den Blick auf die Elbe versperrende Gebäude mit insgesamt 60.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche geplant, zeichnet den neuen Entwurf Transparenz aus: Die Geschoßfläche verringerte sich auf 39.000 Quadratmeter, aus zwei Gebäuden wurden drei. Der Architekt Kees Christiaanse löste die ursprünglich geplanten geschlossenen Blöcke in waagerecht und senkrecht gegeneinander versetzte Quader auf, die sich um eine Vielzahl von Durchgängen und Lichthöfen gruppieren. Ihre Höhe unterschreitet die des Greenpeace-Speichers am Fischmarkt.

84 Wohnungen sollen zudem in einem 18stöckigen gläsernen Hochhaus an der Westseite des Holzhafenbeckens untergebracht werden. Die Nordseite des kleinen Hafenbeckens zur Köhlbrand-Treppe hin bleibt unbebaut. Dort und vor dem Hochhaus soll ein Park entstehen. Büll & Liedtke werden außerdem das Domizil von Hafenklang aufstocken; dafür dürfen sie die beiden westlichen Nachbarhäuser durch neue ersetzen. Insgesamt rechnen Büll & Liedke mit einem Investitionsvolumen von 253 Millionen Mark.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens wollen von den Plänen am Holzhafen jedoch nichts wissen. Sie schlagen als Alternative eine „öffentliche Grün- und Naherholungsfläche mit Promenade vor“ und lehnen den Bebauungsplan-Entwurf ab. „Das Elbufer ist für alle da!“ lautet eins ihrer Argumente. Die HamburgerInnen sollten am Ufer entlangspazieren können. Auch zu den jetzigen Plänen gehört allerdings ein 2,50 Meter breiter Steg direkt am Wasser entlang. Außerdem wird moniert, daß es überhaupt keinen Bedarf für Büroflächen gebe, auch nicht am Wasser, wie die Kehrwieder-Spitze beweise. Investor Cornelius Liedtke dagegen behauptet, daß „Wohn- und Gewerbeflächen am Wasser sehr wertvoll, sehr begehrt“ seien.

Beinahe 2900 Unterschriften befanden sich in Marcus Hillers Alu-Koffer. Der freiberufliche Politikberater erwartet, daß sich davon „deutlich mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 1741 als gültig erweisen“. Damit hofft er, zumindest einen Teil des Vorhabens für drei Monate aufzuhalten. Am dritten Juni soll das Bürgerbegehren zusammen mit den restlichen Unterschriften eingereicht werden.

Doch selbst wenn es daraufhin zu einem Volksentscheid im Bezirk Altona kommen sollte, ist fraglich, ob dessen Ausgang etwas an der Bebauung des Holzhafens ändern würde. Denn der Senat kann den Bebauungsplan jederzeit an die Bürgerschaft geben. „Ich bin sicher, daß die Bürgerschaft diesen Bebauungsplan beschließen würde“, sagt Werner Dobritz (SPD). Er muß es wissen, er ist immerhin Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. Gernot Knödler

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