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Beirat fühlt sich von Behörde gelinkt

■ Für neues Rhodarium müssen 250 Bäume gefällt werden

Ausgerechnet fürs neue Vorzeigeprojekt Rhodarium, das sogar vom Bundesumweltministerium gefördert wird, müssen rund 250 Bäume fallen. Der Ortsbeirat Horn-Lehe ist empört. Dort ärgert man sich aber nicht nur über das Ausmaß der geplanten Abholzung im Rhododenrdonpark, sondern auch darüber, daß die Behörde den Beirat davon nicht ausdrücklich informierte. Der Referent der Umweltbehörde, Michael Werbeck, habe bei der letzten Beiratssitzung im Februar zwar „schöne Filme und Dias“ über das geplante, 53 Millionen Mark teure Gewächshaus gezeigt – aber Zeit zur Diskussion heikler Verkehrs- und anderer Fragen sei danach kaum geblieben, sagt Beiratsmitglied Dieter Mazur (Grüne). „Der Hausmeister hat uns nachts quasi mit nachdrücklichem Schlüsselklimpern rausgeworfen.“

Die negativen Folgen des Rhodarium-Baus, der zur Expo 2000 sicher nicht mehr fertig wird, wurden erst bekannt, als im Ortsamt Horn kürzlich die obligaten Anträge zum Bäumefällen auf dem Amtsweg eintrafen. Der Schock war groß: Rund 250 Exemplare sollen fallen.

„Wir fühlen uns von der Umweltbehörde über den Tisch gezogen“, sagen nicht nur die sechs Beiratsvertreter der CDU, sondern auch die der übrigen Fraktionen. Gegen die Fällanträge haben sie zwar – abgesehen vom Grünen Mazur – keinen Einspruch erhoben. „Der Beirat hat das neue Rhodarium ja grundsätzlich immer befürwortet“, begründet dies Ortsamtsleiter Karl-Rüdiger Horn. Aber gerade deshalb sei der böse Verdacht aufgekommen, daß die Umweltbehörde „sich das Wohlwollen des Beirats und der Bevölkerung durch schlichtes Weglassen unliebsamer Tatsachen erkauft hat.“ Beiratssprecher Michael Steines (CDU) nennt das „ein Spiel mit falschen Karten.“ Wäre das Ausmaß der Fällaktion bekannt gewesen, hätte der Beirat sich für eine „umweltfreundlichere Bauvariante, vielleicht durch Drehen des Baukörpers“ eingesetzt, sagt auch Ortsamtsleiter Horn.

Im Umweltressort sieht Referatsleiter Hans-Werner Blank hinter der Aufregung eher ein bedauerliches Mißverständnis. „Wer die Pläne gesehen hat, konnte nicht annehmen, daß alles so bliebe“, sagt er nüchtern. Nicht nur das fünfarmige Rhodarium brauche Platz, sondern auch die weit gespannte Fußgängerbrücke zwischen dem Botanischen Garten und dem Erweiterungsbereich an der kleinen Wümme. Ein Mini-Trostpflaster hält er parat: „Wir haben in den letzten Wochen noch ein paar extra Bäume retten können.“ ede

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