: Wieder Kripobeamter aus Haft entlassen
■ Viele Gerüchte, aber keine Fakten im Fall der unter Korruptionsverdacht stehenden vier Kripobeamten. Sie sollen nicht in Aktivitäten von „Klaukinder-Banden“ verstrickt sein
Die Staatsanwaltschaft hat keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß die vier unter Korruptionsverdacht stehenden Kripobeamten in die Aktivitäten von sogenannten rumänischen Klaukinder-Bandenbossen verstrickt sind. Das erklärte gestern Justizsprecher Matthias Rebentisch auf Nachfrage. Er dementierte damit den Bericht einer Zeitung, wonach die Justiz einen möglichen Zusammenhang prüft. Laut Rebentisch handelt es sich bei den Vorgängen jedoch um „völlig unterschiedliche Komplexe“. Den unter Korruptionsverdacht stehenden vier Kripobeamten wird, wie berichtet, vorgeworfen, mit rumänischen Einbrecherbanden gegen Entlohnung gemeinsame Sache gemacht zu haben, indem sie Tips gegeben haben sollen. In dem anderen Komplex geht es um die Bosse einer Bande rumänischer Klaukinder. Gegen vier von insgesamt zehn mutmaßlichen Mitgliedern ist kürzlich Haftbefehl wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung erlassen worden. Zu den Beschuldigten gehört ein 42jährige Bauunternehmer aus Höhenschönhausen, der auch Mitbeschuldigter in dem Verfahrenskomplex gegen die Kripobeamten ist. Diese Personenüberschneidung besagt laut Rebentisch „ aber gar nichts“ über eine Beteiligung der Kripobeamten im Fall der Klaukinder.
Von den beschuldigten Kripobeamten sitzt mittlerweile keiner mehr in Haft. Wie Rebentisch bestätigte, ist der Haftbefehl des 58jährigen Kripohauptkommissar Manfred F. kurz vor Ostern außer Kraft gesetzt worden. Die Vorwürfe seien damit aber nicht entkräftet. „Es besteht weiterhin dringender Tatverdacht“, sagte Rebentisch mit dem Hinweis, daß der Haftbefehl gegen Manfred F. vor dessen vorläufiger Freilassung sogar noch erweitert worden sei. Zu den bisherigen Vorwürfen Anstiftung zum schweren Raub und Bandendiebstahl sowie Bestechlichkeit seien nun noch drei Fälle der Strafvereitelung im Amt gekommen.Nach Informationen der taz soll es bei den neuen Vorwürfen allerdings um die Nichtbearbeitung von Akten gehen, die nichts mit rumänischen Einbrecherbanden zu tun haben. Der Verteidiger von F., Manfred Studier, bezeichnet die Korruptionsvorwürfe „als völlig abwegig“.
Der einzige Beweis sei die Aussage eines deutschrumänischen Belastungszeugen. Selbst im Landeskriminalamt wird nicht ausgeschlossen, daß die Beamten Opfer einer Racheaktion rumänischer Banden geworden sind. DerGrund: Sie hatten vor zwei Jahren dazu beigetragen, daß der rumänische Bandenboß Vasile B. zu 28 Jahren Haft verurteilt wurde. Plutonia Plarre
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