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Die Nato lehnt Waffenruhe ab

■ Erstmals werden auch Panzerfahrzeuge im Kosovo beschossen. UNO-Generalsekretär Annan sieht eine Chance für Verhandlungen

Ungeachtet der von Belgrad ausgerufenen Feuereinstellung im Kosovo hat die Nato in der Nacht zum Mittwoch die vermutlich massivsten Angriffe bisher auf Ziele in Jugoslawien geflogen. Sie galten nach Angaben der amtlichen jugoslawischen Nachrichtenagentur Tanjug Zielen im ganzen Land, darunter nach mehrtägiger Pause auch wieder der montenegrinischen Republikshauptstadt Podgorica. Dabei seien auch wieder zivile Ziele getroffen worden, wobei nach Tanjug-Angaben mindestens zwölf Zivilisten getötet und 35 andere verletzt wurden. Allein in der Kosovo-Hauptstadt Priština starben nach diesen Angaben mindestens zehn Zivilpersonen.

Gestern morgen beschossen britische und französische Kampfflugzeuge erstmals seit Beginn der Angriffe vor zwei Wochen gepanzerte Truppentransporter der jugoslawischen Armee im Kosovo. Die Allianz hatte ihre Luftangriffe bisher auf strategische Ziele wie Luftabwehr, Munitionsdepots, öffentliche Gebäude sowie Straßen und Brücken beschränkt.

Die Nato hatte zuvor die Waffenruhe im Kosovo, die Belgrad am Dienstag abend anläßlich der orthodoxen Osterfeiertage in Kraft setzte, als „unzureichend“ abgelehnt. Ob sie eingehalten wird, ist nicht bekannt. Der Nato- Rat forderte Belgrad auf, die Vertreibung der Kosovo-Albaner einzustellen, alle Flüchtlinge zurückkehren zu lassen, die Grundbeschlüsse des Friedensabkommens von Rambouillet anzuerkennen, den Rückzug der serbischen Truppen aus dem Kosovo überwachen zu lassen und eine Nato-geführte internationale Friedenstruppe zu erlauben. Die fünf westlichen Staaten der Internationalen Balkan- Kontaktgruppe legten Milošević einen ähnlichen Forderungskatalog vor.

Der britische Außenminister Robin Cook wertete das Angebot der Feuereinstellung als „erstes Zeichen dafür, daß Präsident Milošević ins Wanken gerät“. UN-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete die Waffenruhe als eine Chance, wieder in Verhandlungen zu treten. Er fügte jedoch hinzu, Jugoslawien müsse auf die Reaktion der Nato eingehen, deren Forderungen er legitim nannte. Nach allem, was geschehen sei, herrsche nun Mißtrauen, sagte Annan in Genf. Doch in Konflikten dieser Art seien früher oder später Verhandlungen geboten. Die Feuerpause sei eine, wenn auch zögernde Bewegung in diese Richtung.

Der russische Präsident Boris Jelzin forderte die G-7-Staaten auf, die Initiative Belgrads in der Kosovo-Frage nicht abzulehnen. Er empfahl, das Feld wieder den Diplomaten zu überlassen.

Nach Angaben des französischen Außenministers Hubert Védrine hat die internationale Balkan-Kontaktgruppe bereits damit begonnen, ihren Friedensplan für das Kosovo zu überarbeiten. Die Vereinbarungen der Konferenz von Rambouillet, denen nur die Kosovo-Albaner zugestimmt hatten, sollten als „Grundlage“ für eine spätere diplomatische Lösung dienen, sagte Védrine gestern. Gegenwärtig werde geprüft, welche Regelungen davon beibehalten und welche „angepaßt“ werden. Dazu gehöre insbesondere auch, „welche Form die internationalen Sicherheitsvorkehrungen am Boden annehmen“. dpa/rtr/AFP

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