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Andreotti soll hinter Gitter

■ 15 Jahre Haft im Mafiaprozeß gefordert

Palermo (dpa) – Im Mafiaprozeß gegen den italienischen Ex-Ministerpräsident Giulio Andreotti hat die Staatsanwaltschaft gestern 15 Jahre Haft für den Beschuldigten gefordert. Der 80jährige habe mit den Paten in Sizilien zusammengearbeitet, argumentierte die Anklage. Durch das hohe Strafmaß werde der „besonderen Qualität des Verbrechens“ Rechnung getragen.

Die Anwälte Andreottis sprachen von unbewiesenen Vorwürfen. Andreotti, der zum Plädoyer der Staatsanwaltschaft nicht erschien, hielt dieser in einer schriftlichen Erklärung vor, die Argumente der Verteidigung „völlig ignoriert“ zu haben. Das Urteil wird Ende Juni erwartet.

Der 1995 gegen Andreotti eröffnete Prozeß gilt als das spektakulärste Verfahren in der italienischen Nachkriegsgeschichte. Der siebenmalige italienische Regierungschef steht wie kein anderer für Aufstieg und Fall der ersten italienischen Republik. Staatsanwalt Roberto Scarpinato forderte für den Senator auf Lebenszeit das lebenslange Verbot, ein öffentliches Amt auszuüben. Scarpinato erklärte, die Schuld Andreottis sei nachweisbar. So habe er mit Spitzenvertretern der sizilianischen Cosa Nostra in Verbindung gestanden und seinen Flügel der Christdemokraten in eine Art Selbstbedienungsladen für die Mafia verwandelt. „Der Beitrag Andreottis hat es der Cosa Nostra erlaubt, ein Ziel zu verfolgen, das sie mit ihrer eigenen militärischen Struktur nicht hätte verfolgen können.“ Dieser Prozeß belege einen „beängstigenden Abstieg in das Leichenhaus der Demokratie“.

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