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Tod im Stadion

Die Geschichte der Stadionkatastrophen beginnt 1902, als im Ibrox-Park von Glasgow beim Spiel zwischen Schottland und England eine Tribüne einstürzt. Dabei werden 25 Menschen getötet und 340 verletzt. Im Januar 1971 erlangt die Arena erneut traurige Berühmtheit: Nach einem Spiel zwischen den beiden seit je verfeindeten Lokalrivalen, dem katholischen Club Celtic und den protestantischen Rangers, kommt es zu Zuschauerausschreitungen, die den Tod von 66 Menschen nach sich ziehen.

Das schwerste Unglück in der Geschichte des Fußballs ereignet sich 1964 in Lima bei einem Qualifikationsspiel für die Olympischen Spiele zwischen Peru und Argentinien. Als der Schiedsrichter kurz vor Schluß einen Treffer der peruanischen Mannschaft nicht anerkennt, stürmen Hunderte den Platz. Die Polizei schießt in die Menge, Panik bricht aus. 318 Menschen sterben, fünfhundert werden verletzt.

Zu gleich zwei schweren Tragödien innerhalb kurzer Zeit kommt es 1985. Am 11. Mai sterben in Nordengland beim Zweitliga- Spiel zwischen Bradford City und Lincoln City 57 Fans – die 77 Jahre alte Holztribüne war innerhalb von fünf Minuten niedergebrannt, nachdem ein Müllhaufen unter der Tribüne Feuer gefangen hatte.

Am 29. Mai sind europaweit rund hundert Millionen Fernsehhaushalte live dabei, als beim Endspiel um den Europacup der Landesmeister im Brüsseler Heysel- Stadion Anhänger des FC Liverpool Fans von Juventus Turin angreifen, die von fahrlässigen Organisatoren im Block nebenan plaziert worden waren. Mangels Fluchtmöglichkeiten versuchen sich die Tifosi in den unteren Teil ihres Blocks zu retten; dabei drücken sie eine marode Backsteinmauer nieder, die viele Fans unter sich begräbt. Andere werden totgetrampelt, insgesamt verlieren in Heysel 39 Menschen ihr Leben.

Daraufhin werden die englischen Stadien mit Zäunen aufgerüstet – obwohl in Bradford Hunderte, wenn nicht Tausende nur deshalb überlebten, weil es keine Zäune gab und sie sich vor dem Feuer aufs Spielfeld retten konnten.

Von Mythen umrankt ist ein Spiel, das im Mai 1990 zwischen Roter Stern Belgrad und Dinamo Zagreb, den traditionell populärsten serbischen und kroatischen Klubs, stattfand. Als Zuschauer das Feld stürmen, mischen auch Spieler bei der Randale mit, allen voran der kroatische Star Zvonimir Boban, der in Hooliganmanier einem serbischen Polizisten ins Gesicht tritt. „Diese Schlacht war das entscheidende Signal für den ein Jahr später einsetzenden Krieg“, behauptete der Kicker noch Jahre später. Am richtigen Krieg war Boban dann immerhin mittelbar beteiligt: Der Rabauke spendete 100.000 Dollar „für den Freiheitskampf meines Volkes“. rm

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