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Dem Börsenparkett droht bald das Aus

■ Das elektronische Handelssystem „Xetra“ macht gestikulierende Hände überflüssig – und zwar schon nächstes Jahr

Dem Börsenparkett mit schreienden und gestikulierenden Händlern droht das Aus. Schon heute wechseln an der Frankfurter Börse 85 Prozent der Aktien über das elektronische Handelssystem „Xetra“ den Besitzer. Und es könnten noch mehr werden.

Die Frankfurter Börse will nach einem Bericht des „Handelsblatt“ möglichst bald den traditionellen Parketthandel abschaffen. Schon im Jahr 2000 könnte der Wertpapierhandel vollständig auf dem elektronischen System Xetra abgewickelt werden. „Wir denken durchaus darüber nach, wie die beiden Plattformen zu verbinden sind“, sagte der Sprecher des Börsenvorstands, Walter Allwicher.

Rainer Roubal, Vorsitzender der Kursmaklerkammer in Frankfurt, bestätigte, daß die Verhandlungen laufen. Ziel ist es, die Vorteile des elektronischen Handels zu nutzen und gleichzeitig die Makler einzubinden. Gelingt der Kompromiß, ist bereits für das Jahr 2000 mit dem Aus des Parketthandels zu rechnen. Damit wäre der langjährige Streit zwischen der Deutschen Börse AG, die den computergestützten Handel organisiert, und den Kursmaklern, die für die amtliche Preisbildung auf dem Parkett zuständig sind, beendet.

Derzeit läuft der Handel über Xetra (das Kürzel steht für „Exchange Electronic System“) und auf dem Parkett parallel. Herzstück des Xetra-Handels ist ein offenes Orderbuch, in dem die Nutzer die vorhandenen Kauf- und Verkaufsaufträge einsehen können. „Bei sehr häufig gehandelten Werten wie etwa den im Dax enthaltenen Gesellschaften ist das von Vorteil“, argumentiert der Geschäftsführer der Rheinisch-Westfälischen Börse in Düsseldorf (RWB), Detlef Irmen.

Doch bei den vielen kleinen Börsenwerten ergeben sich mitunter gravierende Nachteile. Mancher Marktteilnehmer nutze dies aus, um durch geringe Käufe oder Verkäufe den Kurs in die gewünschte Richtung zu lotsen. Der Makler garantiere dagegen immer einen „fairen Kurs“, behauptet der RWB-Manager. Für ihn kann der Xetra-Handel das Parkett daher niemals ganz ersetzen.

Doch zur Sicherheit fährt die RWB – im Unterschied zu allen anderen Regionalbörsen – zwei-gleisig. Sie setzt zum einen auf ihre 14 amtlichen Makler und 25 Freimakler, die auf dem Düsseldorfer Parkett handeln. Darüber hinaus aber hat sie sich als einziger der kleinen Finanzplätze zum 1. Februar am Xetra-System beteiligt und dafür 11,5 Millionen DM investiert. Das Geld hat sich bereits bezahlt gemacht.

Nach den Vorstellungen der Deutschen Börse AG sollen die Makler ihren Arbeitsplatz auf dem Holzparkett mit dem Bildschirm tauschen. Sie sollen als Betreuer der kleinen und mittelgroßen Gesellschaften für faire Kurse sorgen und die großen Werte dem Xetra-System überlassen. Falls ein Kompromiß zustande kommt, ist bereits für das Jahr 2000 mit dem Aus des Parketthandels zu rechnen.

So spektakulär dies zunächst klingt, in London ist es bereits Realität. Dort gibt es zwar noch ein Gebäude namens „Stock Exchange“, doch seit zehn Jahren herrscht Ruhe auf dem Parkett.

Im Kampf ums Überleben wollen die Regionalbörsen für ihren EDV-gestützten Parketthandel ein eigenes Betriebssystem bauen und betreiben. Geht es nun nach dem Willen von Andreas Glienke, Geschäftsführer der Wertpapierbörse Stuttgart, werden sechs Regionalplätze ohne Düsseldorf in Eigenregie ein Betriebssystem auf die Beine stellen und betreiben. Noch im Jahr 2000 soll der Startschuß für den von Frankfurt losgelösten „EDV-gestützten“ Parketthandel fallen. Klaus Wolschner

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