Kein Geld am Schalter

■ 15 Hamburger Bankfilialen bleiben geschlossen. Morgen weitere Streiks

Im Tarifkonflikt des Bankgewerbes ist es erneut zu Streiks gekommen. Am gestrigen ersten „Filialstreiktag“ der Gewerkschaft Handel Banken und Versicherungen (HBV) sowie der Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) beteiligten sich 140 MitarbeiterInnen aus 15 Bank- und Sparkassenenfilialen in der Hamburger Innenstadt. Vier Zweigstellen waren ganz geschlossen, die anderen Institute blieben dicht, bis das streikende Personal mittags durch „Springer“ ersetzt wurde.

Es ist ein neues Konzept, das derzeit von den Gewerkschaften angewendet wird. Konzentrierten sich Aktionen in der Vergangenheit stets auf die Zweigstellen eines Bankkonzerns pro Tag, sind nun ganze Regionen in die Ausstände einbezogen. Gestern waren Filialen der Deutschen Bank, der Dresdner Bank, der Commerzbank, der Hamburger Sparkasse, der Vereins- und Westbank sowie der BfG-Bank Schauplätze der Arbeitsniederlegungen. „Wir bündeln diese Woche bewußt Filialen, in denen die Beschäftigten besonders von der Einführung der Samstagarbeit betroffen wären“, erläutert HBV-Bankensekretär Peter Bremme.

Die Wochenenddienste sind der Knackpunkt in der laufenden Tarifrunde. Die Arbeitgeber haben 3,5 Prozent mehr Gehalt geboten – unter der Voraussetzung, daß die Gewerkschaften die Kröte der generellen Samstagsarbeit schlucken. Die Arbeitnehmer fordern hingegen 6,5 Prozent mehr Lohn – und zwar ohne Wenn und Aber. „Die Banken schwimmmen im Geld, die Bilanzpressekonferennzen sprechen eine deutliche Sprache“, kritisiert DAG-Sekretär Mark Roach, „und die Filialmitarbeiter ertrinken in Arbeit.“

HBV und DAG zeigten sich über die Resonaz des gestrigen Aktionstages zufrieden. „Die Streiks haben gezeigt, daß die Bereitschaft der Bankbeschäftigten für ihren freien Samstag zu kämpfen, ungebrochen ist“, so Bremme. Die Aktionen werden daher morgen fortgesetzt. „Die Kunden müssen damit rechnen, erneut vor geschlossenen Filialen zu stehen.“ Für den Freitag rufen die Gewerkschaften dann erneut alle Hamburger Bänker zum Streik auf.

Bereits vor Ostern hatte es einen Streiktag gegeben, an dem sich fast 6.000 Bankangestellte beteiligt hatten. Kai von Appen