: „So'n Quatsch“
■ Egbert Kossak kündigt Strafanzeige gegen angeblichen Belastungszeugen an
Der in Bestechungsverdacht geratene ehemalige Hamburger Oberbaudirektor Egbert Kossak sieht sich als Opfer eines Racheaktes. Gestern kündigte er Strafanzeige gegen einen angeblichen Belastungszeugen an. „Wer so'n Quatsch in die Welt setzt, der muß sich dafür auch rechtfertigen“, sagte Kossak. Ein entlassener Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft IHK des Hamburger Unternehmers Kai Wünsche soll behauptet haben, bei einer Sitzung in der Stadtentwicklungsbehörde sei Kossak Geld übergeben worden. Die Staatsanwaltschaft der Hansestadt hatte deshalb am Montag Büros und Privaträume von Kossak und Wünsche durchsucht (taz berichtete gestern).
Der Ex-Oberbaudirektor steht im Verdacht, im Zusammenhang mit dem Bauprojekt „Schöne Aussicht“ 200.000 Mark von Wünsche erhalten zu haben. Als Gegenleistung soll er darauf hingewirkt habe, daß Wünsches umstrittener Villenkomplex an der Außenalster entgegen aller baurechtlichen und bauplanungsrechtlichen Vorgaben genehmigt wurde.
Die Ermittlungen zu den Bestechungsvorwürfen dauern an. Die bei den Durchsuchungen am Montag sichergestellten Unterlagen würden zur Zeit ausgewertet, sagte gestern der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Rüdiger Bagger. Konkrete Ergbnisse lägen zur Zeit nicht vor. Bagger bestätigte, daß der ehemalige IHK-Geschäftsführer in dem Ermittlungsverfahren eine Rolle spiele. Einzelheiten wollte er aber nicht nennen. Gleichzeitig erklärte er, daß dem Ermittlungsverfahren eine Strafanzeige des renommierten Hamburger Strafverteidigers Gerhard Strate zugrunde liegt. „Die Sache ist sorgfältig recherchiert“, sagte der Anwalt gestern. Er betonte aber auch, daß es sich erstmal um einen Verdacht handele.
Der 62jährige Kossak beteuerte unterdessen erneut seine Unschuld. „Ich habe das ganze erst einmal für einen üblen Aprilscherz gehalten. Die Vorwürfe entbehren wirklich jeder Grundlage.“ Er habe über das umstrittene Projekt auch gar nicht zu entscheiden gehabt, zuständig dafür seien politische Gremien des Bezirkes. lno
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