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Expreß-Umzug nach Adlershof

■  Senat beschließt Abschied von komplettem Campus-Neubau, um Humboldt-Universität schneller umzusiedeln. Studenten: Universität zahlt die Zeche für eine Fehlplanung

Ingolf Hertel, Staatssekretär für Wissenschaft und Vorkämpfer des geplanten Forschungscampus in Adlershof, zeigte sich begeistert. Durch die neue Planung für den Umzug der naturwissenschaftlichen Institute der Humboldt-Universität von Mitte nach Adlershof, die der Senat gestern beschloß, werde „der ganze Vorgang erheblich beschleunigt“, endlich komme „urbanes Leben“ nach Adlershof. Der Trick: Das Land verpflichtet sich vertraglich, jene Büroflächen, die für Mathematiker und Informatiker eigentlich nur übergangsweise angemietet wurden, im Jahr 2007 zu kaufen. Das Geld, das für den sofortigen Neubau der beiden Institute eingeplant war, wird also erst in acht Jahren gebraucht. Deshalb können im Gegenzug andere Bauten um ein bis vier Jahre vorgezogen werden, so daß der Umzug nach Hertels Angaben bis auf die Biologie im Jahr 2003 abgeschlossen ist: „Damit kommen wir den Anliegen der Universität entgegen, daß sich der Umzug nicht ewig hinzieht.“

Die Studenten der Humboldt-Universität können Hertels Freude jedoch nicht teilen. Denn die Hochschule bezahle die Zeche, weil sie bis zum Jahr 2007 rund 20 Millionen Mark zusätzlicher Mietkosten bezahlen müsse, so die Studentenvertreterin im HU-Kuratorium, Jana Schütze. Nach Ansicht der Studenten treibt den Senat weniger die Fürsorge für die Uni als vielmehr das Bestreben, eine „Fehlplanung“ der landeseigenen Management-Gesellschaft für den Wissenschaftsstandort (Wista) zu kaschieren. Denn das „Wista Business Center“ (WBC), das die Hochschule zunächst mieten und später kaufen soll, war für Firmenvorgesehen, die sich im Technologiepark ansiedeln wollen.

Auch Hertel gesteht, daß durch das Überangebot an Büroflächen in Berlin ein „gewisses Problem“ entstanden sei. Er halte es aber für einen „glücklichen Umstand“, daß das WBC jetzt für die Hochschule zur Verfügung stehe. Das gestern geschnürte Paket werde für das Land „mit Sicherheit nicht teurer, es könnte sogar etwas billiger werden“. Schließlich habe die Wista mit ihrer privaten Rechtsform „etwas preiswerter“ bauen können als das Land selbst.

Daß sich die Humboldt-Naturwissenschaftler damit von jenem komplett maßgeschneiderten Campus verabschieden müssen, der ihnen den Umzug nach Adlershof eigentlich schmackhaft machen sollte, sieht Hertel nicht als Problem. Im Gegenteil: Der Abschied vom geschlossenen Campus-Konzept schaffe eine bessere Durchmischung mit Unternehmen und außeruniversitären Instituten. Er sei „erschüttert“, wie wenig „Pioniergeist“ manche Wissenschaftler aufbrächten.

Doch der „Geist von Adlershof“, den der Staatssekretär beschwört, kann jene Studenten nicht überzeugen, die sich zur „AG Adlershof“ zusammengeschlossen haben. Wie bei anderen Entwicklunsgebieten, so AG-Mitglied Hergen Harnisch, werde „das Investitionsrisiko der Wista wieder einmal durch das Land Berlin übernommen“. Ralph Bollmann

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