: Scharfe Wahlwerbung für die GenossInnen
■ Die SPD ist für den Herbst gerüstet. Morgen will sie ihr Wahlkampfteam, ihre BeraterInnen im Wahlkampf und ihre künftige Werbeagentur präsentieren. Das Rennen gemacht hat dabei eine junge Berliner Agentur: peperoni.de
Ein bißchen Würze kann den GenossInnen im Moment nur gut tun. In den Umfragen stehen sie schlecht, die CDU frohlockt, und auch der Krieg macht aus dem müden Kämpfer Walter Momper noch keinen Helden. Die SozialdemokratInnen der Hauptstadt brauchen dringend ein schärferes Profil, wollen sie die Abgeordnetenhauswahl im Herbst tatsächlich noch für sich entscheiden.
Dafür soll jetzt peperoni.de sorgen. Die fünf jungen BerlinerInnen von peperoni.de sind die auserkorenen Werbeagenten der SPD. Morgen will die angestaubte Partei ihren neugewonnenen Kreativpool präsentieren. Zwar bleibt die Wahlkampfstrategie, die die Agentur den GenossInnen verordnet hat, noch bis zum Sommer ein Staatsgeheimnis, doch einige SPDlerInnen aus dem Kurt-Schumacher-Haus kennen schon die Grundbestandteile des Rezepts. Am 2. März bereits hat sich der Wahlkampfstab um Landesgeschäftsführer Ralf Wieland und Parteichef Peter Strieder von sechs Werbeagenturen präsentieren lassen, wie die SPD sich den BerlinerInnen verkaufen sollte. Rote Momper-Schals durften sich die GenossInnen da im Schumacher-Haus ansehen, den Stoppelkopf von Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing und selbst ein Zigarren-rauchender Böger tauchte auf den Plakaten auf.
Man habe sich für peperoni.de entschieden, weil, wie es aus der SPD heißt, „die Wort-Bild-Spannung von ihnen am besten herausgearbeitet wurde“. Oder einfacher gesagt, die WerberInnen konnten die SPD am peppigsten verkaufen.
Das vorgeschlagene Wahlkampfkonzept, so ist weiter zu erfahren, lehnt sich stark an den Bundestagswahlkampf vom vergangenen Jahr an: also viele rote Balken und Kästen und viel personality. Gerhard Schröder läßt grüßen. Man versucht, das damals vorherrschende positive Grundgefühl wiederzuerwecken.
Daneben aber verspricht sich die SPD von der Werbefirma, sie könne das Bild von den GenossInnen in der Hauptstadt modernisieren. Neben den Themen Innere Sicherheit und soziales Zusammenleben in der Stadt, soll versucht werden, mit entsprechenden Bildern und Sprüchen eine ganz neue Klientel für die SPD zu erwärmen: das aufstrebende junge Unternehmertum, die modernen Dienstleister, die junge Kulturszene in der Hauptstadt. Auch die Berliner SPD hat sich aufgemacht auf die Suche nach der neuen Mitte.
Mit der Werbeagentur will die Partei morgen auch noch ihr endgültiges Wahlkampfteam für den Herbst und ihre Wahlkampfberater vorstellen. Die CDU hatte ihr Team bereits vor Monaten in die Spur geschickt. Barbara Junge
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen