piwik no script img

Kabelsalat am Bett

Vorsicht Elektrosmog: Wecker, Trafos und Computer sorgen für gespannte Atmosphäre  ■ Von Gernot Knödler

Das Problem ist der Platz fürs Bett. Nicht nur, daß es nicht ausgerechnet an der Wand zur WG-Küche stehen sollte, in der die Mitbewohner jeden Abend großes Palaver veranstalten, und auch nicht so, daß der Schläferin schon morgens um sieben die Sonne aufs Haupt brennt – nein: auch von elektrischen Geräten sollte es entfernt sein. Das zumindest empfehlen Baubiologen und Umweltschützer. Denn Trafos, Computer und Elektrowecker erzeugen elektrische und magnetische Felder, die als gesundheitsgefährdend gelten.

Ein elektrisches Feld entsteht aus der Spannung, sozusagen dem Gefälle zwischen elektrischen Polen. Fließt Strom, entsteht ein Magnetfeld. Zwar erzeugt die Erde selbst ein starkes Magnetfeld; im Gegensatz zu den meisten künstlichen Feldern, bei denen sich ständig die Richtung der Feldlinien ändert, ist es jedoch statisch und für den Menschen ungefährlich. Wie gefährlich Wechselfelder sind, ist umstritten. Trotzdem hat sich die Sorge darüber 1997 in einer neuen „Elektrosmog“-Verordnung niedergeschlagen.

Die dort festgelegten Grenzwerte reichen Baubiologen und Umweltverbänden allerdings nicht aus. Zuviele Interessenvertreter der Industrie hätten in der damit befaßten Kommission gesessen, bemängelt der Hamburger Baubiologe Bernd Eichhorn. „Der Grenzwert ist so ausgelegt, daß Sie Ihr Leben unter einer 380-Kilovolt-Leitung fristen können“, sagt er etwas flapsig. Eichhhorn betreibt keineswegs Panikmache: „Zwei Stunden Zug fahren oder zwei bis drei Stunden im Elektrosmog arbeiten“, sagt er, „damit kommt der Körper klar.“ Wer aber nachts womöglich über Jahre hinweg starken Feldern ausgesetzt sei, der müsse mit körperlichen Beeinträchtigungen“ rechnen. Dazu gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen und eine verringerte Ausschüttung des Hormons Melatonin, das Niedergeschlagenheit entgegenwirkt und möglicherweise vor Krebs schützt.

Entscheidend sind nach Meinung seines Kollegen Uwe Drewelowsky die elektrischen Anlagen, die im Haus installiert sind. Andere Quellen von Elektrosmog, etwa Hochspannungsleitungen, kommen kaum in Betracht, da sie von den meisten Wohnungen zu weit entfernt sind, wie eine Braunschweiger Studie ergeben hat.

Im Haus gilt es die Orte zu schützen, an denen sich die Bewohner am häufigsten aufhalten: Schlaf-, Arbeits- und Lieblingsplätze. Wichtigste Regel: Abstand halten. Ein Meter reicht meistens aus. Wird der Abstand verdoppelt, verringert sich die Feldstärke auf ein Viertel. Der Kabelsalat der Stereoanlage oder der Radiowecker mit LED-Anzeige am Kopfende des Bettes verbieten sich von selbst.

Sobald ein Elektrogerät angeschlossen ist, liegt an seiner Leitung die volle Netzspannung von 230 Volt an, und es wirkt ein elektrisches Feld. Wird das Gerät eingeschaltet, fließt Strom und es entsteht zusätzlich ein magnetisches Feld. Gegen beides hilft am besten: Stecker ziehen, Standby-Betrieb vermeiden. Das elektrische Feld um das Kabel herum kann zudem verhindert werden, wenn abgeschirmte Kabel verlegt werden – die allerdings sind rund ein Drittel teurer als normale Kabel.

Während es gegen das Magnetfeld genügt, ein Gerät abzuschalten, nütze das gegen elektrische Felder nur etwas, wenn die stromführende Ader vom Netz getrennt werde, warnt Baubiologe Drewelowsky. Es gibt Mehrfachsteckdosen, die beide Adern unterbrechen. Bei einfachen Modellen hilft ein Trick: Netzstecker rausziehen und umgekehrt wieder reinstecken. Noch ein einfacher Tip zum Schluß: Müssen Sie mehrere Kabel parallel verlegen, bündeln und verdrillen Sie sie, dann wird das Magnetfeld schwächer.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen