: TV-Sender wieder im Visier der Nato
■ Sendestationen des serbischen Fernsehens getroffen. Kinder bei Bombenfund getötet
Belgrad (rtr/AP/AFP/dpa) – Nato-Kampfflugzeuge greifen weiter fast ohne Unterbrechung serbische Ziele an. Dabei wurde in der Nacht zum Sonntag eine TV-Sendestation getroffen. Zumindest in Belgrad war die Übertragung des staatlichen Fernsehens erneut zeitweise unterbrochen. Nach Angaben der jugoslawischen Nachrichtenagentur Tanjug bombardierten Nato-Flugzeuge Industrieanlagen in der Stadt Nis und in Lucani südlich von Belgrad. Aus der Kosovo-Hauptstadt Pritina wurden ebenfalls Zerstörungen gemeldet. Tanjug zufolge nahmen die Nato-Piloten auch zivile Ziele ins Visier. Am Berg Gucevo an der Grenze zu Bosnien sei eine Bergsteiger-Unterkunft getroffen worden.
Bereits am Freitag hatte die Nato die Zentrale des serbischen Staatsfernsehen RTS in Belgrad bombardiert. Am Samstag hatten in Belgrad mehrere tausend Menschen gegen die Nato protestiert.
Nach Angaben des serbischen Medienzentrums von Pritina sollen ebenfalls am Samstag fünf Kinder 15 Kilometer von Urosevac im Kosovo durch eine Nato-Clusterbombe getötet. Die Kinder seien Albaner. Die Behörden vermuten, die 3- bis 14jährigen hätten die nicht explodierte Bombe gefunden und wohl zu öffnen versucht.
Jugoslawische Spezialeinheiten sollen dem serbischen Staatsfernsehen RTS zufolge einen Angriff des albanischen Heeres und Mitglieder der Kosovo-Befreiungsarmee UÇK abgewehrt haben. Bei dem Gefecht nahe dem Grat Rasa Kosare seien zehn Albaner getötet und mehrere gefangengenommen worden, berichtete der Sender am Samstag. Nach einem entsprechenden Beschluß der Nato-Verteidigungsminister bereitet das westliche Militärbündnis jetzt die Kontrolle der Frachtschiffahrt in der Adria vor, um nach den Luftangriffen auf Ölraffinerien den Nachschub von Kraftstoffen zu verhindern. Nach Angaben des amerikanischen Marinesprechers Brian Cullin patrouillieren bereits acht Nato-Schiffe vor der Küste von Montenegro. In Kairo erklärte der russische Außenminister Igor Iwanow am Samstag, Rußland werde jede Nato-Entscheidung zu einem Ölembargo gegen Jugoslawien ignorieren. UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte als Bedingung für den Einsatz einer internationalen Streitmacht im Kosovo dessen Billigung durch den UN-Sicherheitsrat.
In einem Exklusiv-Interview der Bild sagte der Generalsekretär wörtlich: „Ich habe [...] keine besonderen Präferenzen, wie diese Truppe zusammengesetzt sein oder wer sie führen soll, aber wie immer diese internationale Streitmacht auch aussieht, sie muß vom Sicherheitsrat gebilligt werden.“ Der UN-Generalsekretär hält heute vormittag eine Rede im Berliner Hotel Adlon.
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