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Handyhalter an der Lenkstange

■ Vier Polizisten radeln von Hamburg nach Bayern – eine Aktion gegen Drogen

Der Mann ist zwei Radfahrer. „Mein Kollege wiegt 124 Kilo“, plaudert Uli Herden, „und ich habe auch meine hundert“. Der gemeine Radrennfahrer dagegen, schätzt der Polizist, „was wiegt der denn – 60 vielleicht“. Das macht ihn zwar schneller, aber nicht unbedingt muskulöser, denn „mein Kollege und ich treiben Kraftsport.“ Kein Problem also, die 1000 Kilometer lange Radtour zu schaffen, zu der die beiden Polizisten gestern zusammen mit zwei KollegInnen von der Hamburger Davidwache aus aufgebrochen sind. In acht Tagen wollen sie bis nach Bayern kommen. Ihre Ziele: Garmisch-Partenkirchen erreichen, Stimmung gegen Drogen machen und Geld sammeln für eine Kinderkrebsklinik.

Für die Tour haben die vier BeamtInnen aus Bayreuth Urlaub genommen; nicht mal die Fahrräder stellt der Arbeitgeber. „Wir fahren zwar auch im Dienst Rad“, sagt Polizist Alex Kollros. Aber bei einer 1000-Kilometer-Tour ist High Tech gefragt. Zwei Räder wurden eigens angefertigt – auf eigene Rechnung und aus gesundheitlichen Gründen. „Der Alex und ich, wir hatten schon mal Probleme mit den Bandscheiben“, so Herden. Er ist, wie seine KollegInnen, sogenannter Jugendkontaktbeamter. Mit Aktion möchten die vier auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Wenn sie abends am Etappenziel ankommen, werden sie von anderen Polizisten abgeholt. Manchmal kommen auch der Bürgermeister oder Jugendliche mit; anschließend gibt es Diskussionen oder Ausstellungen zum Thema Drogen.

Transportieren müssen die vier RadlerInnen nur ihr eigenes Gewicht. Denn die Gruppe reist mit leichtem Gepäck: Ein Handyhalter an der Lenkstange, am Rahmen Trinkflaschen mit isotonischen Durstlöschern. Verpflegung, saubere Unterwäsche und Handtücher werden in zwei Begleitfahrzeugen den RadlerInnen hinterhergefahren. Judith Weber

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