: Bombenleger von London ist angeblich Einzeltäter
■ Die englische Polizei hat keine Hinweise auf Kontakte des Verhafteten zu Neonazis. Premierminister Blair beschwört in Birmingham die „guten Menschen von Britannien“
Dublin (taz) – Es war ein Einzeltäter, der in den vergangenen zwei Wochen in London drei Bomben gelegt hat. Die Polizei gab am Sonntag bekannt, daß der 22jährige David Copeland, der in der Nacht zum Samstag verhaftet worden war, keine Verbindungen zu irgendwelchen Neonazi-Organisationen hat. Bei den Anschlägen auf einen multikulturellen Markt in Brixton, auf ein asiatisches Viertel in Ost-London sowie auf einen Schwulenpub in Soho kamen drei Menschen ums Leben, mehr als 130 wurden verletzt.
Am Sonntag nachmittag demonstrierten etwa 2.000 Menschen am Soho-Platz ganz in der Nähe des „Admiral Duncan Pub“, in dem am Freitag die Bombe explodiert war. Angela Mason, Direktorin der Homosexuellen-Gruppe Stonewall, sagte: „Niemand wird uns zurück in den Untergrund bomben.“
Der britische Premierminister Tony Blair sagte vor einer internationalen Konferenz von Sikhs in Birmingham, ein Angriff auf eine Minderheit sei ein Angriff auf ganz Großbritannien: „Wenn die homosexuelle Gemeinde angegriffen wird und unschuldige Menschen ermordet werden, sind sich die guten Menschen von Britannien – unabhängig von Rasse, Lebensstil oder Klasse – einig in ihrer Abscheu und ihrer Entschlossenheit, diese üblen Menschen zur Verantwortung zu ziehen.“
Die Polizei hatte am Freitag das Foto eines Tatverdächtigen veröffentlicht, das von einer der Sicherheitskameras aufgenommen worden war, die Londons Innenstadt nahezu lückenlos überwachen. Neun Stunden später wurde Copeland aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung verhaftet. Die Bekennerschreiben verschiedener Neonazi-Organisationen, die nach den Anschlägen veröffentlicht wurden, sollen jedoch nicht von ihm stammen. Ebensowenig soll er für die Drohbriefe verantwortlich sein, die bei prominenten Schwarzen, Asiaten und Juden sowie bei mehreren Zeitungen für ethnische Minderheiten eingegangen sind. Ralf Sotscheck
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